Mittwoch, 6. November 2013

Over the Top 1987













 

Cast:

Sylvester Stallone..........Lincoln Hawk
Robert Loggia................Jason Cutler
David Mendenhall..........Michael Cutler
Rick Zumwalt...............Bob 'Bull' Hurley
Susan Blakely..............Christina Hawk

Regie: Menahem Golan


Einleitung:

Eins ist schonmal von vorneherein klar. In einem Film-Review-Blog, der von mir verfasst wird, gibt es kein vorbeikommen an Sylvester Stallone!!! Zwei Filme lang konnte ich das Unvermeidliche hinaus zögern, aber jetzt muss es geschehen. Ich werde mich zwar immer noch nicht den offensichtlichen Wahlen zuwenden, die da wären Rocky, Rambo und The Expendables, aber auch das wird früher oder später geschehen. Bereitet euch mental schon mal darauf vor.
Zunächst gibt es aber andere Stallone-Vehikel denen ich mich widmen möchte, und eines der wichtigsten unter ihnen hat nun auch den Weg in mein DVD-Regal gefunden. Ein nostalgiegeschwängertes Werk aus der
"Cannon Films" Schmiede, als sie unter der Führung von Menahem Golan und Yoram Globus firmierte. Namen, die Kindern der Achtziger Freudentränen entlocken. Ein Film, über den Stallone einst zu berichten wusste: "Menahem Golan hat mir solange mehr Geld geboten, bis ich mir gesagt habe, was soll's. Den Film wird eh keiner sehen."
Ich präsentiere: "Over the Top"


Inhalt:

Lincoln Hawk, der männlichste aller männlichen Männer, ist auf dem Weg. Er ist auf dem Weg in seinem männlichen Truck (Als Kind dachte ich, das wäre der coolste Truck überhaupt. Nachträglich betrachtet ist das Ding 'ne ganz schöne Rostlaube), während im Hintergrund Robin Zanders (Cheap Trick) brüchige Stimme "In This Country" zum besten gibt (Patrioten Rock Deluxe...komponiert von einem Italiener...ach, Giorgio Moroder wir lieben dich).


Wie das alles 80er schreit...riesig!
Ich kann die Männlichkeit förmlich riechen.
Riecht irgendwie nach Schweiss!?!?













Sagt was ihr wollt, wir Kinder der 80er haben die Geschichten vom "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" noch geglaubt und ich bin gerade wieder acht Jahre alt, sitze vor dem Fernseher und freue mir ein Loch in den Bauch. Stallonesche Nostalgie pur. Oh yeah!

Direkt zu Anfang werden wir verwöhnt mit einer Montage, die uns klar macht, dass Hawk auf dem Weg zur Abschlussfeier einer Militärschule ist (wie MikeJ so schön sagt, in den 80ern war es wohl illegal, Filme ohne Montagen zu drehen). Um nicht so aufzufallen, putzt Hawk sich nochmal heraus, clipt seine schönste Krawatte an und poliert sogar nochmal seinen Falken (ich gebe zu, ich hab's drauf angelegt, aber ich meine natürlich seine Kühlerfigur).
Auf der Feier sehen wir immer wieder das gleiche Backpfeifengesicht, dass irgendwie nicht so richtig Spass an der Sache hat und obendrein noch völlig alleine zu sein scheint. Wenigstens hat sein Grossvater eine Limousine geschickt, die ihn nach Hause bringen soll. Kurz bevor er einsteigen kann, wird er in's Büro des Obermotzes zitiert und wer steht da? Natürlich Hawk und wir erfahren so einiges.
Das Backpfeifengesicht hört auf den Namen Michael Cutler und ist Lincoln Hawks Sohn.
Kadett Backpfeife...
Er ist jetzt zwölf Jahre alt und hat seinen Vater seit über zehn Jahren nicht gesehen, da dieser die Familie damals verlassen hat. Michael ist bei seinem Grossvater, Jason Cutler, aufgewachsen.
Nun hielt seine schwer herzkranke Mutter Christina es für eine gute Idee, dass Lincoln Michael aufgabelt, wenn er sie im Krankenhaus besucht. Es steht nämlich eine wichtige OP an, und so könnten die beiden sich doch ein wenig kennen lernen während der mehrtägigen Fahrt. Grossvater darf davon natürlich nichts wissen. Das lässt natürlich vermuten, dass der Herr Grossvater nicht ganz unschuldig daran war, dass Lincoln damals abgehauen ist (Kurz gesagt, Opa dachte Töchterchen hat was besseres verdient und vergraulte Lincoln. Wie genau wird eigentlich nie richtig erklärt, interessiert ja aber auch keinen.).
Nun möchte man meinen, dass der Grossvater seiner schwer kranken Tochter, vor der grossen OP, wohl kaum den Wunsch abschlagen könnte, dass ihr Mann seinen Sohn kennen lernt. Aber erstens hätten wir dann jetzt keinen Konflikt, und damit auch keine Handlung, und zweitens ist Opa wohl aufgefallen, dass seine Limousine leer zurück gekehrt ist. Darauf ruft er seine Tochter im Krankenhaus an, stellt sie zur Rede und macht sie richtig für ihre Aktion zur Sau. Mit dem ganzen "Was hast du dir dabei gedacht!", "Wie konntest du das tun!" und "Ich werde das nicht zulassen. Michael gehört mir!". (Robert Loggia macht sich hier, mit der ersten Szene in der wir ihn sehen, zu einem der grössten Kotzbrocken der Filmgeschichte. Das muss man erst mal schaffen.)
...und Opa Kotzkrücke.

Michael findet den Gedanken, mit einem wildfremden Mann mehrere Tage alleine, in einer Vierzig-Tonnen-Schrottschüssel, durch die Lande zu tuckern auch nicht so prall. Aber wenigstens er weiss, was Muttern sagt, wird gemacht. Also, auf geht's. Reden will der Rotzlöffel aber nicht.
Männliche Männer mit verwöhnten Bengeln an Bord, sind ganz schnell hungrige Männer. Also folgt der erste Boxen-Stop und nachdem sich Lincoln erstmal eine Lektion über Ernährung von seiner Brut anhören musste, haut ihm eine aufgepumpte, wandelnde Mantamatte auf die Schulter und stellt sich als 'Smasher' vor. "Das is'n schöner Name!" meint auch Hawk, und man verabredet sich zum Duell im Hinterzimmer. Wer jetzt, von den unwissenden Lesern, genau wie Michael, eine wilde Schlägerei im Hinterhof erwartet, wird eines besseren belehrt. Es ist viel cooler. In bester Drittklässler-Manier regeln wahre Männer ihre Konflikte nämlich mit... ARMDRÜCKEN!!!
So wie es aussieht ist Lincoln Hawk nämlich der König der Hinterzimmer-Armdrück-Trucker (Wusste auch nicht, dass diese Szene existiert...tut sie wahrscheinlich auch nicht, aber wen interessiert's.), und folglich smasht er den Smasher.
Und wie der Zufall es so will, betritt just in diesem Moment ein Panzer von einem Mann, der auf den Namen "Bull" Hurley hört, eben jene Kaschemme, in der sich unsere Miniproblemfamilie aufhält.

Grosse Ereignisse werfen
ihre massiven Schatten voraus.
Er versucht Hawk zu überreden, sofort gegen ihn anzutreten und nicht bis Las Vegas zu warten. Dort findet nämlich ein grosses Arm-Wrestling Turnier statt, bei dem man eine ordentliche Stange Geld gewinnen kann und, wie der Zufall erneut so will, einen coolen neuen Truck. Hawk lässt Bull wissen, dass er sich noch gedulden muss (Sehr vernünftig, auch wegen der Verletzungsgefahr und so...).
Michael sieht seinen Vater jetzt mit anderen Augen, er weiss nur noch nicht mit welchen. So besonders das erlebte Spektakel auch für ihn war, hält er seinen Vater immer noch für einen muskelbepackten Trucker-Hohlkopf. Wie sich herausstellt, hat sein Grossvater ihn auch mit schönen Lügengeschichten geimpft. Aber das sind alles keine Konflikte, die eine gemeinsame Nacht im Truck, und eine gepflegte Trainingsmontage am nächsten Morgen, nicht vergessen machen könnte.

Und schon sind wir an der nächsten Raststätte. Nun ist es an Michael seine Armdrückfähigkeiten zu erproben, und wenn man sich den Jungen ansieht, den Hawk als Gegner auswählt, wünscht man sich doch es würde um's Boxen gehen. Michael ist zwar ein Backpfeifengesicht, aber diese Visage eignet sich nur für einen Job im Radio. Aber seht selbst...
 
"Ha, das war gar nicht mein Vater.
Das war meine Mutter!"




"Ich habe deinen Vater eben gesehen.
Von dem hast du also
deine Hackfresse geerbt."















Nach einer verlorenen ersten Runde und einer Inspirationsrede á la "Es ist egal, wie oft du zu Boden gehst. Wichtig ist, dass du immer wieder aufstehst!" (Ich weiss, ich bin im falschen Film, aber glaubt mir, der wahre Inhalt kommt auf's gleiche raus.), gewinnt der Kleine natürlich gegen die grössere Antlitz-Fehlkonstruktion die nächsten zwei Runden.

Was uns jetzt noch fehlt, in dieser Familiensaga, ist das Drama, und das folgt nun auf dem Fusse. Mutter überlebt die Operation nicht und Vater und Sohn kommen natürlich zu spät, um sie wenigstens noch ein letztes mal zu sehen. Der Schuldige ist schnell gefunden und nachdem Michael Lincoln unmissverständlich klar gemacht hat, dass er doch der Nichtsnutz ist, für den ihn alle halten, kehrt er zu seinem Opa zurück.
Lincolns leichte Überreaktion auf die neue Situation hilft da auch nicht gerade. Gut, Opa hat zwischendurch ein paar mal versucht den kleinen von Schergen entführen zu lassen, aber deswegen mit dem Truck direkt in die Eingangshalle von Cutlers Villa zu crashen ist dann wohl eher kontraproduktiv. Michael ist nicht überzeugt und Lincoln landet im Knast. Die Gunst dieser Stunde nutzt der Grossvater natürlich und lässt seine rechtlichen und pecuniären Muskeln spielen. Soll heissen, Opa lässt die Klage fallen, wenn Lincoln das Sorgerecht abtritt. Lincoln muss sich darauf einlassen, denn schliesslich steht ja noch der grosse Wettkampf in Las Vegas an, und wenn er sein Leben schon nicht für seinen Sohn neu beginnen kann, dann wenigstens für sich selbst.
Lincoln fährt nach Las Vegas, verkauft seinen Truck, um auf sich selbst zu wetten (Na, wenn das mal gut geht.), und stellt sich den anderen bedrohlichen, durchtrainierten Top-Athleten.

...und die durchtrainierten Top-Athleten.
Die bedrohlichen...












Währenddessen findet Sohnemann in einer Kommode unzählige Briefe, die sein Vater ihm in den Jahren der Abwesenheit geschickt hat, die aber alle, vom treu sorgenden Grossvater, abgefangen wurden. Das ändert natürlich alles. Michael schmeisst sich in sein bestes Las Vegas-Outfit, wenn Las Vegas die Hauptstadt des Golfens wäre, klaut Opas Pick-Up und macht sich auf den Weg seinen Vater beim Kampf David-Lincoln gegen Goliath-Bull zu unterstützen (Na, dass es soweit kommen wird, war doch eh klar, oder?).

Wird er diesmal rechtzeitig ankommen? Wird der Underdog das Turnier für sich entscheiden und Sammy Hagars "Winner Takes it all" sich bewahrheiten, oder müssen sich Vater und Sohn ein schönes, neues Leben unter einer schönen, neuen Brücke aufbauen? Naja, es ist ein Stallone-Film aus den Achtzigern, was glaubt Ihr?


Muskelmänner, die sich mit Unmengen von Babyöl einschmieren
findet man am häugigsten...
a)...auf türkischen Volksfesten.
b)...im Darkroom.
c)...in Stallone-Filmen.



 



Ich finde...

...es immer schwierig Filme, die man als Kind grossartig fand, mit dem Abstand des fortgeschrittenen Alters, zu bewerten. Natürlich ist der Film ein Produkt seiner Zeit. Das zeigt sich in jedem Bild, jeder Einblendung, jedem Song und jeder Klamotte. Er folgt einer, bis zum erbrechen ausgereizten, Schablone der Underdog-Story mit privaten Hintergrundproblemen. Es lässt sich fast zu jeder Szene eine vergleichbare Szene der Rocky-Saga heranziehen.
Dennoch folgt hier mal wieder ein grosses ABER! Der Film nimmt eine Ausnahmestellung in der Filmgeschichte ein. Fast jeder denkbare Sport hat bisher mehr als eine filmische Behandlung erfahren, aber "Over the Top" ist, soweit ich weiss, der einzige, der Arm-Wrestling zum Thema hat. Die Tatsache, dass der Film es schafft, einen "Sport", bei dem zwei Parteien an einem Tisch stehen und versuchen sich gegenseitig die Arme niederzuringen, spannend einzufangen, kann sich Regisseur Menahem Golan dick auf die Fahnen schreiben. Die Stallone-Underdog-Schablone war damals auch noch nicht so ausgereizt und...die Schauspieler machen ihren Job gut. Sie kriegen nicht besonders viel mit auf den Weg, aber sie machen das beste daraus.
Der leider viel zu früh verstorbene Rick Zumwalt bringt nicht nur eine enorme physische Präsenz mit, sondern gestaltet seinen "Bull" Hurley zuweilen wie ein Tier. Er reisst die Augen auf, brüllt und grunzt sich durch den Wettkampf, das es eine Wonne ist. Ich hatte als Kind richtig Angst vor dem Kerl und jeder meiner Altersgenossen kennt "Bull" Hurley.
Robert Loggia braucht eine Szene bis wir ihn hassen. Der Mann ist ein verdienter Profi und spielt dankenswerterweise nicht im Autopilotmodus, wie viele seiner Kollegen, die in Filmen unter ihrem Niveau spielen, das oft tun.
Auf David Mendenhall, der Slys Sohn spielt, wurde über die Jahre übel rungehackt. Er bekam in dem Jahr sogar die goldene Himbeere verliehen. Ich finde zu unrecht. Es stimmt, das die meisten Kinderdarsteller unerträglich Nervbacken und häufig Nichtskönner sind. In diesem Fall soll das aber auch so sein, zumindest was die Nervbacke angeht. Michael Cutler ist ein verwöhnter, verweichlichter, besserwisserischer und vor allem, pubertierender Rotzlöffel. Mendenhall erfüllt das mit Bravour. Man möchte ihn manchmal einfach nur schlagen und leidet aber auch mit ihm, als beispielsweise seine Mutter stirbt. Der Junge konnte was, nur leider keine Karriere darauf aufbauen.
Und Sylvester Stallone ist Sylvester Stallone. Er weiss, dass er Sylvester Stallone ist und das seine Fans Sylvester Stallone sehen wollen. Er wird immer Sylvester Stallone sein. Und das ist auch gut so.
Er hat selber gesagt, dass er dieses ganze "sich-in-den-Charakter-hineinfühlen" nie verstanden hat und auch nicht kann. Trotzdem finde ich, er stellt sein Licht ein wenig unter den Scheffel. Er wird nie ein Gary Oldman oder Marlon Brando sein (Bis auf das genuschel vielleicht.), aber ich sehe es Sly an, wenn Sly sich schämt, verwirrt, verzweifelt oder wütend ist, und das ist mehr, als ich von Betonfressen wie Schwarzenegger, Seagal oder Norris behaupten kann. Ich bin einfach ein Fan und der Meinung, unter den ganzen reinen Action-Nasen ist er nicht der unbegabteste, egal was seine Razzie-Rekorde behaupten.
"Over the Top" ist ein Unikum. Der Film ist ein schönes Zeitzeugnis, mit einem tollen Soundtrack, das einem den Sonntagnachmittag versüssen kann.
Stallone hat sich über die Jahre selbst zur Kunstfigur erhoben, da er sich auch selber nie wirklich ernst genommen hat, wie ja auch "The Expendables" eindrucksvoll beweist.
Vor allem ist der Mann clever, mit dem Gespür für den richtigen Zeitpunkt. Wer hätte es sonst geschafft, die ganzen abgehalfterten Action-Helden, auch für die neue Generation, wieder cool werden zu lassen.

Ich lebe jedenfalls in einem dualen Action-Gott System. Ich huldige dem allmächtigen Sly UND dem geduldigen Dolph!!!


Zensurinfo:

Nix zu vermelden. Familienfilm mit FSK 12.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Alien vs. Zombies (The Dark Lurking) 2009















Cast:

Tonia Renee............Lena
Bret Kennedy..........Michaels
Ozzie Devrish..........Kirkland
Roslyn van Doorn....Yutani
Dirk Foulger............Konieg
Anthony Edwards....Dare
Davyd Williams........Canning
Cassia Rosenstraus...Jen

Regie: Gregory Connors



Einleitung:

Es gibt in der Filmbranche universelle, unumstössliche Weisheiten. Dazu zählen vor allem, dass von mir oft zitierte: "Everything is better with Ninjas!" und "Besser als ein Film mit einem Monster, ist ein Film mit zwei Monstern!".
Der letzteren Weisheit folgen die Studios seit jeher, und das Resultat sind sowohl frühe Werke wie "Frankenstein meets the Wolfman" (1943), japanische kaiju eigas wie "Godzilla vs. alles, was nicht bei drei auf dem Kirschbaum ist", als auch Streifen der jüngeren Geschichte wie "Freddy vs. Jason" (2003) oder "Alien vs. Predator" (2004).
Letzterer hat eine Flut von "X vs. Y"- Filmen nach sich gezogen, von Trittbrett-Firmen wie z.B. The Asylum und Konsorten, die einige kuriose Perlen zu Tage gefördert hat. Gerade das "Alien" musste häufiger herhalten, als es verdient hat, auch wenn die jeweiligen Darstellungen meist nichts mit der H.R. Giger Ikone gemein haben (siehe "Alien vs. Hunter", "Alien vs. Ninja", "Aliens vs. Avatars"). Gemeinsam haben diese Filme, dass sie meistens sehr billig, nicht gut, aber häufig sehr unterhaltsam sind. Wobei es auch einige Produktionen gibt, die ursprünglich, zumindest vom Titel her, gar nicht versucht haben auf diesen Zug aufzuspringen, aber vom deutschen Vertrieb nachträglich einen Namen gebastelt bekommen, der die entsprechende Klientel locken soll.
Mit einem dieser Vertreter möchte ich mich auseinandersetzen. "The Dark Lurking" ist 2009 in Australien produziert worden und hat den tollen deutschen Titel "Alien vs. Zombies". Wollen wir doch mal sehen, was der Film so hergibt und ob der deutsche Titel irgendeine Rechtfertigung erhält (Wahrscheinlich nicht.).


Inhalt:

Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir befinden uns in einer fernen Zukunft...was wir nicht glauben können, denn das CGI-Raumschiff, welches wir präsentiert bekommen, sieht aus, wie aus einem Videospiel, das mindestens 10 Jahre auf dem Buckel hat.
Deswegen schneller Schnitt auf die Brücke, auf der sich gemeine Soldaten (die mit schwarzem T-Shirt, Waffen und futuristischer Atemmaske) und höhere Offiziere (nur schwarzes T-Shirt) tummeln.
Ja, das ist ein Tapedeck rechts
hinter dem Soldaten aus der Zukunft.
Es geht ein Notruf ein (von wo auch immer) in dem ein schreiender Mann irgendetwas von Evakuierung, Mutationen, und "Scheisse, was habt ihr getan?" hysteriert. Die Verbindung reisst ab und der Captain befiehlt, alles (was auch immer "alles" sein mag) sofort zu versiegeln und bumms, befinden wir uns in einem knallweissen Raum, in dem eine anemisch aussehende Brünette auf einem Labortisch liegt (Ich bin verwirrt. Sind wir noch auf dem Schiff, oder da wo "alles" ist? Oder ganz wo anders?).



Weiss, Schaumolweiss.
Das ist noch etwas weisser als weiss.
Die junge Dame, die mich an die Sängerin von Silbermond erinnert, weshalb ich sie auch erstmal so nennen werde, erhebt sich und aus dem Boden fährt ein mannsgrosser Plexiglaszylinder. Während Silbermond verzweifelt versucht zu spielen, dass sie nicht weiss wo sie ist, entschliesst sie sich erstmal in den Zylinder zu steigen. Jener ist nämlich eine Dusche, und wir wissen ja, wenn man nicht weiss was um einen herum passiert, sollte man erstmal in die luftdicht aussehende Dusche gehen. Patentiert als gute Idee seit 1939 (Ja, ich habe es gewagt, das zu schreiben.). Dann überschlagen sich die Ereignisse. Ein weiterer Alarm geht los, zwei Männer mit Waffen und ganz gewöhnlichen Gasmasken stürmen das Duschzimmer und werden kurz darauf von zwei humanoiden Monstern, deren Gesichter aussehen, wie ein glitschiger Rollbraten  mit fiesen, spitzen Zähnen, recht blutig dahin gemetzelt. Silbermond stürmt nach draussen (Natürlich nicht nackt. An der Dusche hing ein weisser Overall, ihr Schweinigels.), wo die Hölle los ist. Es wimmelt nur so von Rollbraten. Zusammen mit einer Gruppe anderer Menschen kann sie sich durch die Lüftungschächte in einen sicheren, ruhigen Raum flüchten.

Ruhiger Raum heisst, wir haben Zeit unsere Charaktere und unsere Situation zu erläutern. Das geschieht natürlich nicht alles auf einmal, aber ich werde versuchen zusammen zufassen.
Unsere Gruppe besteht aus drei Soldaten, zwei technischen Mitarbeitern, kurz "Techs", und zwei Testpersonen, charmanterweise von den Soldaten Laborratten genannt.
Dare ist der Anführer der Soldaten, Stratege und Stimme der Vernunft. Michaels sieht sich als Söldner, hat keine Skrupel und auch keine Ausstrahlung und Kirkland ist der harte Hund aus der Schule "Wir laufen rein und ballern um uns!". Er redet, als wäre er Batman, klingt dabei aber wie das Krümelmonster (Er ist ausserdem auch mal wieder das lebende Beispiel dafür, dass es keine gute Idee ist, sich die Haare hinten lang wachsen und zum Zopf flechten zu lassen, wenn sie vorne ausgehen.).
Dumdidumdidum KEKSE!!!








Dann sind da die zwei Techs. Yutani ist eine ältere Wissenschaftlerin. Sie weiss teilweise was geschehen ist und hat ein schlechtes Gewissen, weswegen jeder ihrer Sätze weinerlich klingt, als wolle sie immer ein "Es tut mir leid. Ich hatte ja keine Ahnung!" nachschieben.
Yutani tut es leid...die ganze Zeit.

Jen ist jung und eine Zicke. Das war's. Sie hat keine anderen Merkmale. Ich hasse sie.
Zu guter letzt, die Laborratten. Canning, die männliche Ratte, ist total verängstigt und will einfach nur heil aus der Sache raus kommen. Er würde sich unsichtbar machen, wenn er könnte.
Und Silbermond, die eigentlich Lena heisst, ist ratlos aber recht ruhig, fast schlafwandlerisch bisweilen. Sie will vor allem wissen, was hier genau passiert ist.

Im übrigen befinden wir uns in einem streng geheimen, unterirdischen Labor, in dem Genexperimente an lebenden Personen vorgenommen werden. Diese sind (natürlich) schief gegangen. Das Ergebnis sind die Amok laufenden Rollbraten und die, in der Anfangssequenz angesprochene, Versiegelung. Plan ist es jetzt durch die Luftschächte in den Kontrollbunker zu kommen, die Versiegelung aufzuheben und an die Oberfläche zu gelangen, die aber wohl auch nicht sicher zu sein scheint, wird von Yutani gewarnt. Warum werden wir wohl noch erfahren (Ja, im nachhinein bräuchte der deutsche Titel eigentlich eine Spoilerwarnung). Wir befinden uns wohl auch noch auf einem fremden Planeten.
Warum braucht man nochmal ein
Fenster in einem unterirdischen Labor?


Also auf zum Zauberer von Oz...ähm, zum Kontrollbunker natürlich. Dare macht die Vorhut und währenddessen hat Lena einen Anfall (das heisst, sie schreit und wackelt mit dem Kopf hin und her) nach dem sie berichtet, sie hätte geträumt es wäre etwas in ihr und versuche raus zu kommen (John Hurt ick hör dir trapsen!).
Nachdem Dare sich davon überzeugt hat, dass die Rollbraten ihre Gedärme gerne blutig verspeisen, müssen unsere Helden einen Umweg über das Waffenlager machen. Da Umwege immer Probleme machen, kann unsere bunte Truppe gerade so einer Welle von Rollbraten entkommen, worauf Michaels darauf plädiert, die Zivilisten einfach los zu werden, da drei Soldaten bessere Chancen hätten. Dare ist dagegen und erhebt sich damit zum einzigen Sympathen im ganzen Film. Und es kommt wie es kommen muss keine fünf Minuten später wird Dare gekillt. Das heisst, wir bleiben zurück mit Private Pappsoldat und Private Krümelmonster. Danke Film.
Zuvor schaffen es unsere Recken aber noch, durch die Wiederherstellung der Stromversorgung, die Tür zum Kontrollbunker zu öffnen. Dare darf nun das zeitliche segnen und wir kriegen einen neuen Charakter vorgestellt: Abteilungsleiter Konieg. Der Mann ist offensichtlich Böse. Er ist Wissenschaftler hat eine Glatze und einen deutsch klingenden Namen (Noch offensichtlicher wäre nur eine SS-Uniform. Bin sowieso der Meinung, die Macher wussten nur nicht, dass Koenig die richtige Schreibweise ist und nicht Konieg). Er ist ganz klar ein Antagonist, doch ich liebe diesen Mann. Warum liebe ich diesen Mann? Weil er, sobald sich die Tür öffnet, ohne Vorwarnung, ohne sich vorzustellen, ohne Fragen und ohne zu zögern mit einem Beil auf unsere Truppe stürzt, und es Zicken-Jen in die Brust rammt worauf diese blutend und röchelnd verendet. Danke Abteilungsleiter Konieg. Die Frau hat keine fünf Minuten screentime und kriegt es hin, dass man sich freut, wenn sie drauf geht. Daumen hoch.
Das sieht der Rest vom Team auch so. Lena macht während der ganzen Aktion nämlich einen Extrem-Frodo. Soll heissen, sie fällt tot um. Und alle kümmern sich um Lena, tragen ihre "Leiche" sogar an der noch röchelnden Jen vorbei und lassen jene einfach liegen. Grossartig.
*sing* Ding Dong the bitch is dead...

Lena wird von Yutani wiederbelebt, unter anderem durch Mund zu Mund Beatmung, wovon Konieg ab rät. Der Mann weiss doch irgendwas, was wir nicht wissen!

Man versucht den nicht funktionierenden Funk wieder in Gang zu setzen, denn man würde an der Oberfläche gerne von irgendwem abgeholt werden. Schliesslich ist es nirgends so schön wie zu Hause.
Das Problem scheint aber die Antenne zu sein, und die ist eben auf der Oberfläche. Also, machen sich Michaels und Canning auf, in's Antennenhäuschen zu kommen. Kirkland bleibt, zum Schutz, im Kontrollbunker. Obwohl es Ihnen gelingt das System in Gang zu bringen (*gnihihi* Der Verschluss vom Antennenhäuschen ist ein altes Autolenkrad. *gnihihi*) begegnen sie der Bedrohung auf der Oberfläche. Ein Alien...ja genau...eins...in Zahlen: 1...ein einziges (Gut, der Film heisst ja auch Alien vs. Zombies und nicht Aliens vs. Zombies.). Dann geht es ganz schnell, Alien killt Canning, Michaels killt Alien und zurück nach Oz...verdammt, in den Kontrollbunker natürlich.
Mutronics anyone?

Dort hat Lena unterdessen mal wieder ein wenig vor sich hin deliriert, von sich selbst (irgendwie narzistisch) mit schwarzen Kontaktlinsen und blutüberströmt. Konieg hat seltsame Andeutungen gegenüber Yutani gemacht und alle haben gegen Dare gekämpft, der jetzt ein Tentakelwesen ist...ja...öhm...ich weiss auch nicht.






Ich hab' das mit den Tantakel-
Pornos nie verstanden, und das hier
hilft nicht!



Den wieder funktionierenden Funk nutzt Konieg sofort um Hilfe zu rufen. Für sich selbst. Die Anderen können gerne, mitsamt dem Komplex, weggenuked werden. Dieses Vorhaben bleibt natürlich nicht unentdeckt und nachdem die Soldaten Konieg mal ordentlich durch den Raum geworfen haben, rückt dieser endlich mit der Sprache raus, was das überhaupt für eine Einrichtung ist.

So, lieber Leser. Haben wir uns bisher noch im, schon häufig durchschipperten, Fahrwasser durchschnittlicher Sci-Fi Kost bewegt, wird's jetzt richtig abstrus.
Obacht: Im zweiten Weltkrieg haben die Nazis in Nordafrika das Fossil eines Engels entdeckt. Das Fossil Luzifers, um genau zu sein. Nachdem die Russen und die Amerikaner es zwischenzeitlich erbeutet hatten, hat Konieg es gekauft und in seinem Labor versucht Luzifer zu klonen, um ihn als Superwaffe zu verwenden. Das Ergebnis sind Lena und Canning (naja, der is' ja schon fott), aber es gilt noch heraus zu finden, ob Lena das Böse in sich kontrollieren kann.

Na, schon Kopfschmerzen? Geht noch weiter.

Die Rollbraten sind, und hier sind Film und Synchro uneinig, entweder Schergen Luzifers, die quasi die Körpermasse der Menschen im Labor genutzt haben, um zu Existenzen zu werden, oder sie sind Klonfehlversuche. Sucht euch was aus.
Ich hätte meinen Rollbraten gerne
ohne Zähne, dafür extraschleimig.

Und wenn eure Köpfe jetzt noch nicht geplatzt sind, dann lasst euch sagen, Konieg ist ausserdem im Besitz des "Book of Souls", in dem genau beschrieben steht, wann die Hölle auf Erden losbrechen wird. Im wörtlichen Sinne. (Das Ding ist nicht wirklich wichtig, aber wo ein Luzifer ist, ist ein Necronomicon nicht weit)





Geil, oder?

Das muss erstmal verdaut werden, auch von unseren Protagonisten. Dann muss ein neuer Plan gefasst werden. Der sieht dann wie folgt aus. Warten bis die Konieg-Rettung eintrifft, die Jungs überwältigen, Shuttle kapern und abhauen.
Wird unsere illustre Truppe den Plan in die Tat umsetzen können? Wird das Böse in Lena doch noch ausbrechen? Wird noch ein zweites Alien auftauchen (Ja, eins noch. Das war's dann aber wirklich.), und warum hat Kirkland Fettuccine im Schoss? Das müsst Ihr selbst sehen.
Federiiiiicooooo!!!




 

 

 

Ich finde...

...es nahezu unglaublich, wie die FSK den Film eingestuft hat. Es werden Körper durchschlagen und ausgeweidet, Köpfe skalpiert und in Stücke geschossen, Extremitäten gebrochen und abgerissen, alles was das Herz begehrt. Nicht im Minutentakt, aber das ganze Repertoire. Es gibt Filme mit ähnlichen Schauwerten, die immernoch beschlagnahmt sind. "The Dark Lurking" trägt eine FSK 16!!!!!! Und man kann sich hier nicht mal auf komödiantischen Kontext berufen. Der Film ist nicht lustig und will es auch nicht sein. Das aber nur nebenbei.

Den Machern von "The Dark Lurking" muss man ein grosses Kompliment aussprechen. Es ist selten, das mit so wenig Mitteln so viel erreicht wird. Ja, man sieht dem Film an, dass er nicht Teuer war. Allein schon weil die Bildqualität Digi-Cam schreit. Ja, die Story ist erst copy and paste und wird dann so hanebüchen, dass man sich das Gehirn am liebsten selbst durch die Nase aus dem Schädel ziehen möchte und ja, die Darsteller sind schlecht...richtig schlecht...alle...es gibt keine Ausnahme...es gibt nur overacting oder underacting...nichts dazwischen...gar nichts. ABER, und das ist ein gaaaaaanz dickes ABER, der Film macht alles richtig, worauf es bei so einer Produktion ankommt. Es gibt Action am laufenden Band, die Masken, sowohl Alien als auch  Rollbraten, und Effekte sind handgemacht und das sehr gut. Klar sind es Menschen in Gummianzügen, aber die sind eklig und glitschig und hässlich. Man möchte mit den Darstellern nicht tauschen. Es spritzt und suppt das Blut an allen Ecken und Enden und es wird geballert was die Rohre hergeben. Es ist die reinste Freude.
Und noch etwas schaffen Regisseur Greg Connors und Kameramann Dirk Foulger (Das ist der Selbe, der auch den Konieg spielt. Sein wahres Talent liegt also eher hinter der Kamera.). Sie schaffen es die schätzungsweise zwei, maximal drei Räume, die sie zur Verfügung haben, so zu gestalten und einzufangen, dass man wirklich das Gefühl hat, sich in einem endlosen Labyrinth aus Gängen und Räumen zu befinden. Der Strom der Angreifer scheint, in manchen Sequenzen, nie abzureissen, dabei können es nie mehr als fünf oder sechs verschiedene Leute sein. Da kann man verzeihen, dass die Planetenoberfläche zu keinem Zeitpunkt funktioniert, und das liegt nicht am Lenkrad.
Überhaupt sind die beiden gute Handwerker. Es gibt keine innovativen Kameraeinstellungen, aber alle sind effektiv. Kurz gesagt, die beiden wissen, wie ein Film auszusehen hat, Geld hin oder her.

Der deutsche Titel ist, wie erwartet, Etikettenschwindel. "Alien" stimmt. Davon gibt es immerhin zwei. Wer sich allerdings etwas Gigereskes erhofft, wie das Cover ja auch suggeriert, hat sich geschnitten. Es geht eher in die "The Guyver"-Richtung. "Zombies" stimmt gar nicht. Laut Film sind sie am ehesten Dämonen, laut Synchro im besten Fall Mutanten und im Abspann werden sie sogar als "Rabids" (Tollwütige) geführt. Niente Zombie! Nichtmal "vs." stimmt. Die beiden Spezies kämpfen nie wirklich gegeneinander.

Das alles ändert nichts daran, dass der Film Spass macht, Action ohne Ende bietet und sogar die Gorehounds, mit einem FSK 16 Film, auf ihre Kosten kommen sollten. Was wohl selten genug der Fall ist.
Eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für alle, die schon lange auf ein Sci-Fi-Horror-Okkult Gemetzel gewartet haben. Die DVD gibt's ab fünf Euro abwärts auf'm Grabbeltisch.


Zensurinfo:

Falls es noch nicht klar ist, die DVD ist ungeschnitten und FSK 16!
Keine Ahnung wie das passieren konnte.

Dienstag, 15. Oktober 2013

SCHNAPPSCHUSS: Rosenkranz & Güldenstern (1990)

a.k.a. Rosencrantz & Guildenstern are dead

Der Film:
Zwei Männer sind auf dem Weg nach Helsingör zum Königshof. Sie wissen, dass sie Rosenkranz und Güldenstern sind, und dass der König sie persönlich bestellt hat, weil irgendetwas mit ihrem alten Freund Hamlet los ist.
Was sie nicht wissen, ist, wer von beiden eigentlich wer ist, und woher sie diesen Hamlet überhaupt nochmal kennen. Aber egal, der König selbst hat gerufen, also wird's wohl wichtig sein.
Als ob die oben genannten Fragen nicht schon grundlegend genug wären, ergeben sich auf ihrem Weg immer weitere, welche nach Klärung verlangen. Mit Hilfe der Schauspieltruppe, die ebenfalls auf dem Weg zum Schloss ist, des Königs Claudius, Polonius und natürlich ihres Freundes Hamlet selbst, und durch Rollenspiele untereinander, versuchen die beiden herauszufinden, warum man ausgerechnet sie gerufen hat, ob Hamlet durchgeknallt ist oder nicht, was auf Helsingör passiert ist, während Rosenkranz zufällig den Burger erfindet und das Gesetz der Verdrängung entdeckt, ohne es zu merken, und wann eigentlich genau der Punkt war, als sie einfach hätten 'Nein' sagen können.



Ich finde...
...dieser Film hätte eigentlich ein langes Review verdient, aber das wäre nicht möglich gewesen, ohne einfach zu viel vorweg zu nehmen. Tom Stoppard hat sich, mitte der Sechziger, der Frage gewidmet, welche Funktion haben eigentlich die Charaktere Rosenkranz und Güldenstern in Shakespeares Stück "Hamlet"? Man weiss nur, dass sie mit Hamlet studiert haben, dass sie nie anwesend sind wenn etwas wichtiges passiert, sie nicht sagen können, ob Hamlet wahnsinnig ist oder nicht und auch sonst eigentlich nichts zu Stande bringen. Stoppard entschied sich, ein Bühnenstück aus diesen fragmentarischen Fakten zu machen, welches 1966 Premiere feierte und nur 24 Jahre später verfilmt wurde. Stoppard führte dabei selbst Regie und steuerte das Drehbuch bei, da er, nach eigener Aussage, der einzige war, der dem Stück mit dem angebrachten mangelnden Respekt begegnen konnte.
Er hätte auch kaum ein besseres Duo für die Hauptrollen bekommen können, als Gary Oldman und Tim Roth. Es ist einfach toll, wie die beiden sich die Dialogwitz-Bälle im Eiltempo zuwerfen, ohne dass es auch nur eine Sekunde langweilig wird.
Oldman, der sowieso eines meiner absoluten Vorbilder ist, spielt seinen Rosenkranz (oder Güldenstern. So richtig klar wird das eigentlich nie) absolut liebenswert. Er ist nicht dumm, aber er braucht halt immer ein bisschen länger. Seine Rolle bietet auch Gelegenheit für einige Slapstick-Einlagen, welche einen besonderen Reiz haben, wenn man Oldman sonst vielleicht nur als Sirius Black oder Comissioner Gordon kennt. Tim Roth ist sein perfekter Konterpart und auch Iain Glen spielt seinen Hamlet so entrückt, dass man Rosenkranz und Güldenstern sofort verzeiht, dass sie mit der Situation überfordert sind.
Kurzum, ich bin restlos begeistert von diesem Werk. Die grundlegende Idee ist unglaublich interessant, die Dialoge sind messerscharf, schnell und von einem Witz, den man heute leider nicht mehr allzu oft präsentiert bekommt. Shakespeare hätte sich gefreut. Schauspielerisch ist der Film sowieso eine Lehrstunde von allen Beteiligten und ganz besonders von den drei oben genannten.
Wer keine Angst vor dialoglastigen Filmen hat, herausragende Schauspieler zu schätzen weiss und sich darüber bewusst ist, dass feinsinniger Humor eben nicht auf Privatsendern statt findet, sollte diesen Film gesehen haben. Man sollte seinen "Hamlet" allerdings gelesen haben, sonst wird's vielleicht etwas konfus.

Donnerstag, 29. August 2013

SCHNAPPSCHUSS: Hai-Horror Triple Feature

"Sharknado", "Sand Sharks", "2-Headed Shark Attack"


Der Film:
Ein ehemaliger Surf-Star (Ian Ziering "Beverly Hills 90210"), der jetzt Strndbarbesitzer ist, kämpft mit seinen Angestellten (Jaason Simmons "Baywatch", Cassie Scerbo) und seiner Ex-Frau (Tara Reid "American Pie") gegen einen Mega-Sturm an, dessen zahlreiche Windhosen jede Menge Haie aus dem Meer gewirbelt haben. Jene Haie fressen natürlich Gesichter, Körperteile und ganze Personen im Vorbeifliegen.






Der Film:
Jimmy Green (Corin Nemec "Parker Lewis"), Möchte-Gern-Event-Und-Party-Manager, kehrt in seine Heimatstadt White Sands zurück. Er will dort mit einer riesigen Strandparty, getauft auf den Namen "Sandman", den Tourismus wieder ankurbeln. Der kam zum Erliegen, weil vor ein paar Jahren 15 Menschen starben...bei einer Strandparty...die Jimmy organisiert hatte! Doch riesige Haie, die durch Sand schwimmen können, als wäre es Wasser, drohen die Party platzen zu lassen. Obwohl die Wissenschaftlerin Sandy Powers (Brooke [Tochter von Hulk] Hogan) ihn warnt, zieht Jimmy die Sache durch, schliesslich hofft er auf mördermässig viel Kohle. Wird Jimmy den Leichenrekord seiner letzten Party brechen können?


Der Film:
Eine Truppe von Schülern befindet sich auf einer Schiffklassenfahrt zum Zwecke der Meeresforschung. Keiner interessiert sich für das gelehrte ausser dem Quotennerd Paul (David Gallegos) und Kate (Brooke [schon wieder] Hogan "Sand Sharks"), denn die Anderen wollen nur Sonne, Strand, Drogen und Sex. Wie halt jeder normale amerikanische Teenager. Als das Boot ein Leck bekommt, müssen die Dumpfbacken auf ein kleines Atoll übersetzen, bis das Boot repariert ist. Unter der Führung von Professor Babish (Charlie O'Connell "Ey Mann, wo is' mein Auto?") und seiner Frau (Carmen Electra "Baywatch") versucht die Meute nun das beste aus der Situation zu machen, was sich als schwierig erweist. Nicht nur dass ein zweiköpfiger Riesenhai, der auch für das Leck im Boot verantwortlich ist, die Teenager nach und nach wegsnackt, das Atoll droht auch noch durch Seebeben unterzugehen und was war noch...ach ja...ein Tsunami zieht auch noch auf! Es gibt einfach so Tage...


 

 

Im Einzelnen: 



"Sharknado"

Ein absoluter Rohrkrepierer.
Die Idee einen Sturmkatastrophenfilm mit Hai-Horror zu verbinden ist gewagt, aber das kennen wir ja von The Asylum nicht anders. Hybridgeschichten mag man dort einfach ("Sharktopus" werde ich mir sicher auch noch irgendwann vornehmen). Leider funktioniert das hier nicht. Im Film selber wird gesagt, dass es öfter passiert, dass Windhosen, die über dem Meer entstehen, Meeresgetier aufsaugen. Das ist auch wahr, allerdings sind diese Windhosen hier äusserst wählerisch. Ich habe nicht einen Octopus, Tintenfisch oder auch nur eine andere Fischsorte rumfliegen sehen, ausserdem müssen sie den gesamten Haibestand der Welt aufgesaugt haben, soviel wie da rumfliegt. Zusätzlich ist das "Happy End zu abstrus (SPOILER: Ziering springt, mit gezückter Motorsäge in einen heranfliegenden Hai, sägt sich dann blutig aus dem Hai heraus und rein zufällig ist das genau der Hai, der ca. 20 Minuten vorher seine Kellnerin verspeist hat. Die ist natürlich in einem Stück und kann wiederbelebt werden. Hooray!!!) und der Film ist auch noch toternst gespielt. Nein, nein.

Pro und Contra:
+ Motorsägen                                      - die animierten Haie sehen schrottig aus
+ Carmen Electra spielt nicht mit          - Tara Reid spielt mit





"Sand Sharks"

Spass! Dieser Film macht einfach nur Spass!
Zu keiner Sekunde nimmt sich dieser Film ernst, dass ist vom ersten Kill an klar. Die Charaktere sind alle überzeichnete Figuren und man sieht allen Darstellern an, dass sie einen Riesenspass an ihrer Arbeit haben. Ganz besonders Corin Nemec liefert eine Paradevorstellung ab, dass es eine Freude ist. Nicht mal als ein Sandhai seine Mitmanagerin vor seinen Augen verspeist, und ihr abgetrennter Kopf noch vor seinen Füssen liegt, lässt er sich von seinem vorhaben abbringen. Der Film ist mit Kalauern gespickt, die aber immer gut platziert sind und ich persönlich finde, die Idee, dass man sich nicht, wie üblich, vor einem Hai an den Strand flüchten kann grandios. Überhaupt sind die pseudowissenschaftlichen Erklärungen, die Brooke Hogan (die Wissenschaftlerin kaufe ich der jungen Dame nicht so ganz ab, aber sie fällt auch nicht unangenehm auf) zu der Spezies Sand Shark von sich gibt, völlig an den Haaren herbei gezogen, aber in sich doch irgendwie einigermassen schlüssig. Nur wie die Viecher im Sand atmen können wird geflissentlich übergangen. Als Bonus gibt es auch noch schöne, saftige, handgemachte Splattereffekte. Das kommt auch immer gut.

Pro und Contra:
+ Gute Darsteller, die Spass haben und machen            -schlechte Hai-Animationen, aber passt
+ handgemachte Schmoddereien                                  
+Carmen Electra spielt nicht mit





"2-Headed Shark Attack"

Naja, irgendwie so lala.
Irgendwie ist das Produkt hier ein Mittelding aus den oben genannten Filmen. Er ist nicht so ernst gemeint wie "Sharknado" aber auch nie so witzig, wie "Sand Sharks". Das liegt aber auch hauptsächlich an den Darstellern, die fast allesamt nicht in der Lage sind auch nur einen geraden Satz heraus zubringen, geschweige denn, sich der Situation entsprechend zu verhalten. Ich fresse einen Besen, wenn auch nur einer dieser angeblichen Schüler überhaupt weiss, wie man Script schreibt. Die einzigen die wirklich irgendwas zu Stande bringen sind der Nerd David Gallegos und, man lese und staune erneut, Brooke Hogan. Auch bei den beiden sitzt nicht jeder Satz, aber Ehre wem Ehre gebührt. Bei Charlie O'Connell merkt man auch sehr schnell, warum sein älterer Bruder Jerry der erfolgreiche von beiden ist und Carmen Electra...tja...warum darf die eigentlich immer noch vor Kameras rumdilettieren. Hier ist sie zwar eigentlich nur engagiert um sich einmal an Deck "sexy" rumzuräkeln, aber Ersatzteillager sind halt selten sexy, in meinen Augen. Wehe man lässt sie auch noch Text sprechen. Die anderen Treibhölzer im Film haben wenigstens die Entschuldigung unerfahrene, unbeschriebene Blätter zu sein. Miss Electra kann eigentlich nichts zu ihrer Verteidigung vorbringen.
Positiv ist, dass der Film wohl das überzeugendste Monster hat. Zweiköpfige Tiere sind ja keine Seltenheit in der Natur, warum also kein zweiköpfiger Hai? Die Ideen den Hai zu bekämpfen/abzulenken sind gar nicht so dumm, aber die Durchführung ist meistens für den Arsch. Ausserdem sind die Animationen in diesem Film, mit Abstand, die Besten, funktionieren aber leider nicht mehr, wenn sie mit den Schaumstoff Haiköpfen verknüpft werden sollen. Wir reden hier nicht über lebensechte Animationen, aber für einen solchen Low-Budget Film sind sie gut.

Pro und Contra:
+ überzeugendes Monster                  - miese Darsteller
+ gute Animationen                            - Verknüpfung von Real und Animation nicht gut
+ zwei Bikini Mädels ziehen blank      - Carmen Electra spielt mit
   (immer ein Plus, in diesem Genre)




 Ich finde...

...Tier-Horror ist irgendwie nicht tot zu kriegen. Es gab fast alles schon. Von radioaktiv verseuchten Riesenspinnen und Ameisen, über normale, wildgewordene Haie, Orang-Utans und Krokodile bis hin zu den Kreationen die The Asylum und Konsorten uns vorsetzen. Die Zeit, in der diese Filme noch wirklich erschreckten, wie das Spielbergs "Der weisse Hai" oder Joe Dantes "Piranha" noch konnten, ist wohl wirklich vorbei. Das Genre bietet aber immer wieder Ideen, die sicher abenteuerlich, aber auch sehr kreativ sind und auch einige Remakes, die sicher unterhalten (z.B. Alexandre Ajas "Piranha 3D"). Mit ein bisschen Glück stolpert man dann über kleine Genre-Perlen wie "Sand Sharks", die einen Heidenspass machen und bessere Unterhaltung bieten, als einige Riesenproduktionen von sich selbst behaupten.  



Dienstag, 2. Juli 2013

Leichen pflastern seinen Weg (Il Grande Silenzio) 1968












 

Cast:

Jean-Louis Trintignant.....Silenzio / Silence
Klaus Kinski..................Tigrero / Loco
Frank Wolff...................Sheriff Burnett
Luigi Pistilli.....................Pollicut
Vonetta McGee..............Pauline
Mario Brega....................Martin
Carlo D'Angelo................Gouverneur
Marisa Merlini..................Regine

Regie: Sergio Corbucci


Einleitung:

Ich bin erst vor kurzem in den Genuss gekommen, mir Tarantinos neuestes Werk "Django Unchained" auf der grossen Leinwand ansehen zu dürfen. Spät, dafür aber auch nur für 2,50 €.
"Inglourious Basterds" war für mich eher enttäuschend. Der Einzige, der mich bei der Stange gehalten hat, war natürlich Christoph Waltz. An ihm kommt man im Moment nicht vorbei und das auch absolut zurecht. Der Mann ist ein grossartiger Schauspieler und er darf in "Inglourious Basterds" Diane Krüger mit blossen Händen erwürgen. Wer hätte da nicht gerne mit ihm getauscht?
"Django Unchained" hingegen, ist mal wieder ein Volltreffer, zumindest für mich, und Waltz ist auch wieder an Bord. Was will man mehr?
Obwohl ich kein besonders grosser Western-Fan bin, gibt es doch so einige, die man gesehen haben sollte, die auch einfach herausragend sind.
Sergio Corbuccis "Django", bei dem Tarantino sich z.B. den Namen ausborgte, gehört sicherlich dazu. Der Film war revolutionär, durch den gewaltgrad, seine Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus, und natürlich den ikonischen Sarg, den Franco Nero hinter sich her zieht, um nur einiges zu nennen.

Diesen Film jetzt zu besprechen, wäre naheliegend! Zu naheliegend!
Daher habe ich mich für ein anderes Werk von Sergio Corbucci entschieden, das, zu Unrecht, im Vergleich zu "Django" ein Schattendasein fristet.
"Il Grande Silenzio", so der Originaltitel, ist ebenso innovativ und hat zudem noch einen kleinen Bonus.
So wie Quentin Tarantino seine Filme mit Christoph Waltz, einem der besten deutschsprachigen Schauspieler veredelt (natürlich darf sich Deutschland über seine Oscar-Erfolge freuen, aber, nicht vergessen, der Mann ist immer noch Österreicher), hat Corbucci den wohl besten deutschen Schauspieler überhaupt:
Klaus Kinski!!!

Dann kommen wir jetzt endlich zum Film. Diesmal gibt es auch ein paar Screenshots!


Inhalt:

Das erste. was wir zu sehen bekommen ist Weiß! (Keine Sorge. Ich fange jetzt nicht an "Ich sehe was, was du nicht siehst!" zu spielen. Ich meine einfach nur die Farbe Weiß. Wir sehen einen weißen Bildschirm.) Warum sehen wir Weiß? Genau. Der ganze Film spielt im Winter und daher im knietiefen Schnee! (Das war neu damals. bis dahin spielten alle Western in staubigen Landschaften. Schon in "Django" liess Corbucci den Titelhelden seinen Sarg durch matschige Strassen schleifen. Ein Mann der Innovation, wie schon erwähnt!)
Ein einsamer Reiter treibt sein Pferd behutsam durch das Schneegestöber, während ihm vier Pistoleros, mit verschlagenen Visagen, hinter Baum und Strauch auflauern. Wir können uns also schon ungefähr vorstellen, wie das Verhältnis von Gut und Böse sich hier aufteilt.
Sie springen aus ihren Verstecken und obwohl sie zuerst ziehen, schiesst unser Reiter einfach schneller und erledigt drei der Schergen ohne viel Mühe. Der vierte, der erst jetzt hinter seinem Busch hervorlugt (Feigling!), fängt sofort an zu betteln: "Ich ergebe mich! Bitte Silenzio, töte mich nicht!!" (sag' ich doch, Feigling!). Da man ja jetzt, auch im Wilden Westen, einen unbewaffneten Mann eher ungern meuchelt, Strafe für Auflauern mit Mordabsichten aber sein muss, entschliesst sich unser Reiter dafür zu sorgen, daß die Gangster-Visage nicht mehr von seinen Schusswaffen Gebrauch machen kann. Doppel-Peng und schon sind die Daumen ab. 
Pflaumen schütteln ist jetzt auch nicht mehr!
Während der fingermässig Beeinträchtigte nun versucht sich für den Verlust seiner Däumchen zu rächen, indem er doch noch versucht, seinen Colt zu ziehen (was irgendwie witzig aussieht. Als ob ein Europäer zum ersten mal mit Stäbchen isst.), ertönt aus der Ferne ein Schuss. Der Daumenlose segnet doch noch das Zeitliche, und über den nahegelegenen Hügel marschiert eine Truppe ruppig aussehender, aber offensichtlich gutmütiger, Haufen Vogelfreier, wie wir schon bald erfahren.
Sie erklären dem Reiter, dass sie sich in die Berge zurückziehen mussten, da die städtische Bank von Snow Hill (ok, bei den Städtenamen ist es mit der Innovation nicht soweit her!) fast alle in den Ruin getrieben hat, sie ihr essen stehlen mussten und dafür zum Abschuss freigegeben wurden. 
Das alles hat dazu geführt, dass Snow Hill jetzt das Mekka der Kopfgeldjäger ist!
Meister Daumenlos und die anderen drei, die gerade in den Schnee bluten, waren eben solche.
Der Anführer der Bergmeute erklärt noch, dass die Regierung zwar eine Generalamnestie für die Bewohner von Snow Hill plant, aber solange die nicht in Kraft getreten ist, müssen sie sich weiter in den Bergen verschanzen und ihren Hunger, so gut wie möglich, stillen.
Und weil es in so einer Gemeinschaft immer einen Rotzlöffel geben muss, meldet sich der Jungspund zu Wort, der den Daumenlosen erledigt hat: "Du könntest dich wenigstens mal bedanken. Schliesslich haben wir dir das Leben gerettet!" Der einsame Reiter schweigt, was er den ganzen Film über tun wird, und reitet davon. Der Jungspund wird aber doch noch vom Herdenführer zurechtgewiesen: "Es wäre nicht nötig gewesen den Kopfgeldjäger zu töten. Ohne Daumen hätte er nie wieder einen Schuss abgeben können. So bestraft Silenzio böse Menschen. Ausserdem zieht er immer als zweiter. So tötet er nur aus Notwehr. Das ist seine Art!"
Der grosse Schweiger. Nein, nicht der!
Mit diesen Worten werden wir in den Vorspann entlassen!

Was haben wir aus diesem Prolog gelernt?
1. Der einsame Reiter heisst "Silenzio"! (oder Silence in der
    deutschen/englischen Synchro. Ich hab den Film aber im Original
    gesehen, und benutze auch die originalen Namen)

2. Sein Name ist Programm, und sein Ruf eilt ihm voraus!
    (Der Filmtitel bedeutet sowohl "Der grosse Schweigsame",
     als auch "Die grosse Stille")

3. Wer sich mit Silenzio anlegt, sollte sich vorher überlegen,
    wofür man Daumen so alles braucht!

4. Wenn Italiener das Wort "Bounty Killer" aussprechen, klingt das total putzig!


Machen wir weiter.
Nach dem Vorspann läuft der Rotzlöffel von vorhin nach Hause zu seiner Mutter, fällt ihr um den Hals, und bedankt sich, dass sie zwei Anwälte gefunden hat, die für seine Begnadigung sorgen sollen.
Die beiden sind auch schon anwesend, und der geneigte Zuschauer bemerkt sofort, daß der werten Frau Mama da wohl ein kleiner Fehler unterlaufen ist. Wenn der Erste der beiden schon nicht besonders vertrauenerweckend aussieht, könnte er natürlich Anwalt sein. Wenn der Zweite aber dann Klaus Kinski ist, dann schwinden die Chancen doch beträchtlich.
Kanzlei Psycho & Partner
Es kommt, was kommen muss. Der Junge wird begnadigt. Er muss nie wieder atmen. Die Leiche wird eingesackt und bei Mama wird sich entschuldigt, man mache ja nur seinen Job. Mein Mitleid hält sich in Grenzen, der Bursche hat eh genervt.








 
Sheriff "Knuffi" Burnett
Unterdessen werden wir in ein Büro der Regierung entführt wo wir
unseren zweiten Helden kennen lernen, Sheriff Burnett. Er ist ein knuffiger ehemaliger Soldat, im leicht fortgeschrittenem Alter. Er soll
in Snow Hill dafür sorgen, dass das Kopfgeldjägerproblem nicht überhand nimmt, jetzt, wo in Kürze die Amnestie in Kraft treten soll. Im ersten Moment kommt er etwas dümmlich und unterwürfig rüber, aber das wird sich ändern, und ausserdem soll er der zweitbeste Schütze des Landes sein. Er beteuert aber, daß er selber nie scharf darauf war, dem besten zu begegnen. Dennoch tritt er, pflichtbewusst, den Job an.

Wenn wir bisher noch nicht überzeugt waren, dass der Kinski 'ne fiese Möpp ist, dann sehen wir ihn jetzt einen Typen hinterm Pferd durch den Schnee schleifen der wimmert: "Halt an Tigrero! Ich schwöre, ich weiß nicht wo er ist!"  Er weiss es aber doch, plaudert es aus und wird dennoch von Tigrero erschossen. So gehört sich das, für 'nen richtigen Fiesmöppmann. In der Synchro hört der Klaus übrigens auf den namen "Loco", damit auch der letzte Depp kapiert, daß er nicht alle Steine auf der Schleuder hat. Und ausserdem muss in jedem Western irgendwer "Loco" heissen.

Derweil läuft Silenzio, rein zufällig, an der Beerdigung von Rotzebengel vorbei. Was gut ist, denn so kann sich seine Mutter an Silenzios Hals schmeissen und ihn anflehen den Mörder Tigrero, der auf dem Weg nach Snow Hill ist zu erledigen. Er nickt ein "wird-erledigt-Nicken" und macht sich auf den Weg zur Postkutsche nach Snow Hill. Im Vorbeigehen erledigt er noch Tigreros Kanzlei-Partner, der im örtlichen Saloon der Völlerei frönt. Hat ihm auch die Mama gesteckt, dass der da ist.
Tigrero hat indessen das Haus des eben Gesuchten erreicht, inklusive der Dame des Hauses. Jene ist eine Junge schwarze Frau und wird prompt als Geisel genommen, um ihren Ehemann aus seinem Versteck zu locken.
Nicht gerade Naomi Campbell, aber naja!
Gegen sein Versprechen ihn lebend gefangen zu nehmen, erschiesst Tigrero den jetzt nicht mehr versteckten und sagt seiner Frau, sie solle seine Leiche nicht beerdigen, sondern im Schnee einbuddeln, damit er schön frisch bleibt, bis er ihn mit der Postkutsche abholen kommt. Ökonomisch gedacht, Postkutschen sind eng, und stinkende Leichen werden da schnell als belästigend empfunden.
 ...mmmm, Postkutsche...das hab' ich doch schonmal geschrieben...
Tigrero jedenfalls verabschiedet sich mit dem, bei Kennern legendären, weil kontroversen, Satz: "Was sind das nur für Zeiten, in denen man für einen Schwarzen mehr Geld bekommt als für einen Weissen? Das habe ich nie verstanden!" bezogen auf das Kopfgeld des eben ermordeten.

Wir machen kurz eine Expressschaltung nach Snow Hill um ihnen Mr. Pollicut vorzustellen. Er ist der Chef der Bank, die die Snow Hillianer in den Ruin getrieben hat, und er lockt nun die Kopfgeldjäger in die Stadt, weil er an den Kopfgeldern mitverdient. Wie das genau funktioniert habe ich nicht verstanden, weil mein Gehirn sofort auf Testbild schaltet, wenn's um's Bankwesen geht. Jedenfalls ist Pollicut unser zweiter Bösmann, denn wir haben ja auch zwei Helden...ja, das wird wahrscheinlich der Grund sein.
Im Moment starrt er aber nur aus dem Fenster, weil er wissen will, ob der neue Sheriff schon angekommen ist.

Ist er noch nicht, denn Burnett reitet, mehr schlecht als recht, sein Hottehü durch den Schnee. Der Klepper ist wohl durch. Er darf sich aber auch bald zur Ruhe setzen, denn unsere Meute von Snow Hillbillies (das ich darauf nicht schon vorher gekommen bin) nimmt Burnett den Gaul, mit sanfter Waffengewalt, gerne ab. Während Burnett sich noch fragt, wie die ganze Bande auf einem einzigen Pferd reiten will, wird bei den Vertriebenen schon überlegt, was länger vorhält. Pferdebraten oder Pferdeeintopf? Der arme Sheriff Ex-Reiter muss jetzt natürlich sehen wie er weiter voran kommt.
Zu Fuss ist es nicht zu schaffen...ein geschlossenes Fortbewegungsmittel wäre schön...vielleicht etwas das regelmässig vorbei kommt...so was wie eine...mhmmm... Postkutsche!!!...Keine Ahnung wie ich jetzt darauf komme.

Die Neu-Witwe, die übrigens auf den Namen Pauline hört, hat ihren Mann doch beerdigt, die alte Revoluzzerin, und schwört Rache an Tigrero. Sie will den legendären Silenzio anheuern, denn: "Wo er war, bleibt nur Stille und Tod zurück!" Auch eine Möglichkeit zu seinem Spitznamen zu kommen. Ich gehe mal davon aus, dass nicht die werten Eltern, den Namen Silenzio ausgesucht haben.
Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber ich rieche eine Romanze.

Sheriff im Glück. Die Postkutsche kreuzt seinen Weg. Wer hätte das zu hoffen gewagt?
Und natürlich sitzt in der Kutsche schon der grosse Schweigsame. Nächste Station, Wells Fargo. Und wer wartet da wohl? Genau. Tigrero mit vier Portionen Tiefkühlmensch. Ein kurzer Disput über den korrekten Transport von Frischfleisch zwischen Sheriff und Kopfgeldjäger, Silenzio hat mal wieder nichts beizutragen, und endlich geht's auf nach Snow Hill, mit drei Gestalten an Bord, die noch nicht wissen, wie ihre Schicksale verflochten sind. Ich mag es schlauer als Filmcharaktere zu sein!
Die Fahrkarten bitte!!!!

In Snow Hill angkommen, macht sich Silenzio schnurstracks auf den Weg zu Pauline, die ihn einlässt, weil er eine Nachricht von ihr in der Hand hält. Wann und wie er die bekommen hat, hab ich wohl verpasst, aber natürlich bietet Pauline ihm eine Schlafstatt für die Nacht. Na! Immer noch kein Romanzengeruch?
In einem Flashback sehen wir nun auch den Grund für Silenzios Wortkargheit. Seine Eltern sind von Kopfgeldjägern getötet worden. Einer davon war Pollicut und um den überlebenden Jungen zum Schweigen zu bringen, schnitt man ihm die Kehle durch. Auch das überlebt er, aber der Traum vom Startenor war damit geplatzt.

Sheriff Burnett hat sich derweil unbeliebt gemacht, weil er Pollicut kein Kopfgeld an Tigrero ausbezahlen lassen will, bevor er die Identität der Leichen überprüft hat. Ausserdem fehlt eine Leiche, da Pauline ihren Mann ja doch begraben hat. Keine Leiche, kein Geld. Der Sheriff mutiert vom Knuffi zum ehrenhaften Gesetzesverfechter, der keine Angst vor grossen Tieren hat. Das gefällt mir.

Pollicut und Tigrero gegen Burnett!
Unfair? Juckt den Sheriff herzlich wenig.
Kurze Zeit später versucht Pauline ihr Haus an Pollicut zu verkaufen, denn Silenzio verlangt für seine Dienste 1000$. (So würde er quasi selber für die Ermordung seines besten Jägers bezahlen. Ganz schön frech!) Pollicut will das Haus aber nicht, er will lieber dunkles Fleisch. Pauline mag aber keine verbrecherischen Weissbrote. So landen wir im alten Erpressungsdilemma: Kein Sex, kein Geld! Pauline geht unverrichteter Dinge wieder nach Hause und erzählt Silenzio was passiert ist. Da sie nun kein Geld hat bietet sie ihm an, ihn freiwillig mit dem zu bezahlen, was Pollicut sich mit Gewalt nehmen wollte. Als sie sich umdreht ist unser Held bereits heldenhaftigst auf dem Weg, den Job unentgeltlich zu erledigen. Er meint wohl die Frau hätte jetzt genug gelitten, auch ohne, dass er nochmal über sie rutscht, oder so.
Silenzio findet Tigrero im örtlichen Saloon, wo dieser seine ganzen Freunde von der Bounty-Killer-High-School versammelt hat um die Snow Hillbillies auszurotten und nochmal richtig abzukassieren.
Silenzio versucht Tigrero zu provozieren, damit dieser zur Waffe greift und Silenzio mal wieder in Notwehr ballern kann. Der Blondschopf ist aber nicht ganz so blond, lässt sich die Waffe von seinen Kumpanen abschnallen und poliert Silenzio erstmal gepflegt die Fresse! Er rejustiert ihm so das Gesicht, dass dieser sich nur zu helfen weiss, indem er Tigrero mit einem Stück Brennholz einen Scheitel zieht. Ziemlich arm und unfair, finde nicht nur ich, sondern auch der Kopfgeldjäger und seine Posse. Die ziehen ihre Colts und werden alle von Silenzio ernotwehrt. Als Tigrero doch noch versucht Silenzio zu erschiessen, wird er von Sheriff Burnett abgehalten und sofort wegen versuchten hinterrückigen Mordes eingebuchtet. Pollicut will natürlich seinen Oberschnuckel sofort auslösen, aber der Sheriff lässt nicht mit sich handeln, sondern will Tigrero in einer Stadt, die mit T anfängt, der Gerechtigkeit in einem Hochsicherheitsknast übergeben (ich habe einfach vergessen, mir zu notieren, wie die Stadt hiess, ist aber auch nicht soo wichtig). "Knuffi" Burnett wächst mir langsam an's Herz!
Silenzio wurde bei der Schiesserei in die Schulter geschossen. Pauline verbindet die Wunde auf eine Art und Weise, die jeder Krankenschwester die Tränen in die Augen treiben würde. Ist aber auch egal, denn das geschieht nur als Aufhänger für das Unvermeidliche.
Am nächsten Morgen wird er immer noch
sein Hemd anhaben!
ts, ts, ts...
Eine Sexszene, die so heiss ist, dass ich nur noch denken konnte: "Man, der Trintignant hat aber zwei riesige Impfnarben am Arm. Ob's die im Wilden Westen schon gab?"

Bei der Überführung von Tigrero nach...öhm...T., gelingt es ihm zu fliehen. Dabei sorgt er dafür, dass Sheriff Burnett in einen nahegelegenen See einbricht und leider war das das letzte mal, dass wir Sheriff Burnett sehen. Ein leider unspektakulärer Tot für den einzigen wirklichen Sympathieträger des Films. Ich werde ihn vermissen.
Tigrero eilt in eine Hütte mitten im Nirgendwo und wird dort von weiteren Kopfgeldjägern erwartet. Anführer ist Bodo Schulz dessen Bruder Klaus Schulz im Saloon sein Ende fand (nein, ich habe mir das nicht ausgedacht, die heissen wirklich so! Vielleicht die bösen Stiefonkels von Dr. King Schulz?). Das kann dieser natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Also auf nach Snow Hill mit Gebrüll (ja, das meine ich wörtlich)!!!

Dort werden Silenzio und Pauline von Pollicut und einem Handlanger überwältigt. (tja, Sex macht nachlässig)
Pollicut versucht, vor Silenzios Augen, Pauline zu vergewaltigen, während der Handlanger die Hand des, sich wehrenden, Silenzio, auf der offenen Feuerstelle im Raum zu Holzkohle verarbeitet. Der kann sich doch befreien und revanchiert sich, indem er, auf gleicher Feuerstelle, das Gesicht des Handlangers zu einem "Burger gut durch" verarbeitet und Pollicut, mit dem besitzerlosen Gewehr des Burgers, über den Haufen ballert. Pauline konnte unterdessen bereits fliehen.

Tigreros Bande ist inzwischen in Snow Hill angekommen, auf der Suche nach Silenzio und auch die Snow Hillbillies sind inzwischen, von den Ereignissen in der Stadt, angelockt worden. Sie wollen natürlich bei dem Kampf gegen die Despoten dabei sein. Mit mässigem Erfolg, denn sie werden, samt Pauline, von Tigreros schwer bewaffneter Bande als Geisel genommen.

Silenzio ist nun gezwungen sich dem letzten Showdown mit Tigrero, und seinen Kollegen aus dem Schützenverein, zu stellen, um Pauline und die Snow Hillbillies zu retten.
Wir wissen ja alle wie das ausgeht...oder?...habe ich schon erwähnt, das Corbucci gerne neue Ideen ausprobiert, aber das müsst ihr schon selber sehen...


Ich finde...

...den Film einfach grossartig!!! Ich bin wirklich kein Western-Fan, aber wie Corbucci in diesem Film die Erwartung, mit einer fast schon schablonenhaften Handlung, schürt, um im letzten Moment eine völlig andere Route einzuschlagen, hat mir grossen Spass gemacht.
Die Wandlung von Sheriff Burnett, vom tumben Befehlsbefolger zum ehrlichen, furchtlosen und knallharten Taktiker, ist toll und macht ihn zum einzigen, wirklichen Sympathen, was auch an Frank Wolffs Schauspielkünsten liegt. Ihn nicht wieder "auferstehen" zu lassen, nachdem er im See einbricht, ist mutig aber konsequent.
Silenzio wird von Trintignant stoisch schweigend und überzeugend gespielt. Er ist nicht als Prototyp des Western-Helden gedacht und das ist auch gut so.
Er soll angeblich die Rolle, trotz vollem Zeitplans, angenommen haben, weil einer der Produzenten sein Freund ist. Bedingung war, daß er keinen Text lernen müsse. Böse Zungen behaupten sein französischer Akzent wäre zu stark gewesen, daher liess man ihn erstummen. Diese Version ist aber extrem zweifelhaft.
Auch Klaus Kinski spielt nicht seinen üblichen, unkontrollierten Bösewicht. Sein Tigrero ist zwar eiskalt, aber ein wortgewandter Stratege, der clever, überlegt und höchst manipulativ handelt. Kinski hat sich in so vielen Spaghetti-Western selbst verfeuert. Dieser ist definitiv einer seiner besten.
Und das Ende!!! Tja, das lässt einem den Kiefer auf den Boden fallen...

Schaut euch diesen Film an! Es lohnt sich!


Zensurinfo:

Die alte deutsche VHS-Version ist um 33 Sekunden gekürzt. Das betrifft alle Stellen, in denen das Blut mal etwas grosszügiger suppt. Die Restaurierte DVD-Version ist aber komplett ungeschnitten und bietet noch ein alternatives Ende, dass wohl für den japanischen Markt gedacht war. Is' aber 'n Scheiss-Ende!!!