Cast:
Sylvester Stallone..........Lincoln HawkRobert Loggia................Jason Cutler
David Mendenhall..........Michael Cutler
Rick Zumwalt...............Bob 'Bull' Hurley
Susan Blakely..............Christina Hawk
Regie: Menahem Golan
Einleitung:
Eins ist schonmal von vorneherein klar. In einem Film-Review-Blog, der von mir verfasst wird, gibt es kein vorbeikommen an Sylvester Stallone!!! Zwei Filme lang konnte ich das Unvermeidliche hinaus zögern, aber jetzt muss es geschehen. Ich werde mich zwar immer noch nicht den offensichtlichen Wahlen zuwenden, die da wären Rocky, Rambo und The Expendables, aber auch das wird früher oder später geschehen. Bereitet euch mental schon mal darauf vor.Zunächst gibt es aber andere Stallone-Vehikel denen ich mich widmen möchte, und eines der wichtigsten unter ihnen hat nun auch den Weg in mein DVD-Regal gefunden. Ein nostalgiegeschwängertes Werk aus der
"Cannon Films" Schmiede, als sie unter der Führung von Menahem Golan und Yoram Globus firmierte. Namen, die Kindern der Achtziger Freudentränen entlocken. Ein Film, über den Stallone einst zu berichten wusste: "Menahem Golan hat mir solange mehr Geld geboten, bis ich mir gesagt habe, was soll's. Den Film wird eh keiner sehen."
Ich präsentiere: "Over the Top"
Inhalt:
Lincoln Hawk, der männlichste aller männlichen Männer, ist auf dem Weg. Er ist auf dem Weg in seinem männlichen Truck (Als Kind dachte ich, das wäre der coolste Truck überhaupt. Nachträglich betrachtet ist das Ding 'ne ganz schöne Rostlaube), während im Hintergrund Robin Zanders (Cheap Trick) brüchige Stimme "In This Country" zum besten gibt (Patrioten Rock Deluxe...komponiert von einem Italiener...ach, Giorgio Moroder wir lieben dich).![]() | |
Wie das alles 80er schreit...riesig! |
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Ich kann die Männlichkeit förmlich riechen. Riecht irgendwie nach Schweiss!?!? |
Sagt was ihr wollt, wir Kinder der 80er haben die Geschichten vom "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" noch geglaubt und ich bin gerade wieder acht Jahre alt, sitze vor dem Fernseher und freue mir ein Loch in den Bauch. Stallonesche Nostalgie pur. Oh yeah!
Direkt zu Anfang werden wir verwöhnt mit einer Montage, die uns klar macht, dass Hawk auf dem Weg zur Abschlussfeier einer Militärschule ist (wie MikeJ so schön sagt, in den 80ern war es wohl illegal, Filme ohne Montagen zu drehen). Um nicht so aufzufallen, putzt Hawk sich nochmal heraus, clipt seine schönste Krawatte an und poliert sogar nochmal seinen Falken (ich gebe zu, ich hab's drauf angelegt, aber ich meine natürlich seine Kühlerfigur).
Auf der Feier sehen wir immer wieder das gleiche Backpfeifengesicht, dass irgendwie nicht so richtig Spass an der Sache hat und obendrein noch völlig alleine zu sein scheint. Wenigstens hat sein Grossvater eine Limousine geschickt, die ihn nach Hause bringen soll. Kurz bevor er einsteigen kann, wird er in's Büro des Obermotzes zitiert und wer steht da? Natürlich Hawk und wir erfahren so einiges.
Das Backpfeifengesicht hört auf den Namen Michael Cutler und ist Lincoln Hawks Sohn.
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Kadett Backpfeife... |
Nun hielt seine schwer herzkranke Mutter Christina es für eine gute Idee, dass Lincoln Michael aufgabelt, wenn er sie im Krankenhaus besucht. Es steht nämlich eine wichtige OP an, und so könnten die beiden sich doch ein wenig kennen lernen während der mehrtägigen Fahrt. Grossvater darf davon natürlich nichts wissen. Das lässt natürlich vermuten, dass der Herr Grossvater nicht ganz unschuldig daran war, dass Lincoln damals abgehauen ist (Kurz gesagt, Opa dachte Töchterchen hat was besseres verdient und vergraulte Lincoln. Wie genau wird eigentlich nie richtig erklärt, interessiert ja aber auch keinen.).
Nun möchte man meinen, dass der Grossvater seiner schwer kranken Tochter, vor der grossen OP, wohl kaum den Wunsch abschlagen könnte, dass ihr Mann seinen Sohn kennen lernt. Aber erstens hätten wir dann jetzt keinen Konflikt, und damit auch keine Handlung, und zweitens ist Opa wohl aufgefallen, dass seine Limousine leer zurück gekehrt ist. Darauf ruft er seine Tochter im Krankenhaus an, stellt sie zur Rede und macht sie richtig für ihre Aktion zur Sau. Mit dem ganzen "Was hast du dir dabei gedacht!", "Wie konntest du das tun!" und "Ich werde das nicht zulassen. Michael gehört mir!". (Robert Loggia macht sich hier, mit der ersten Szene in der wir ihn sehen, zu einem der grössten Kotzbrocken der Filmgeschichte. Das muss man erst mal schaffen.)
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...und Opa Kotzkrücke. |
Michael findet den Gedanken, mit einem wildfremden Mann mehrere Tage alleine, in einer Vierzig-Tonnen-Schrottschüssel, durch die Lande zu tuckern auch nicht so prall. Aber wenigstens er weiss, was Muttern sagt, wird gemacht. Also, auf geht's. Reden will der Rotzlöffel aber nicht.
Männliche Männer mit verwöhnten Bengeln an Bord, sind ganz schnell hungrige Männer. Also folgt der erste Boxen-Stop und nachdem sich Lincoln erstmal eine Lektion über Ernährung von seiner Brut anhören musste, haut ihm eine aufgepumpte, wandelnde Mantamatte auf die Schulter und stellt sich als 'Smasher' vor. "Das is'n schöner Name!" meint auch Hawk, und man verabredet sich zum Duell im Hinterzimmer. Wer jetzt, von den unwissenden Lesern, genau wie Michael, eine wilde Schlägerei im Hinterhof erwartet, wird eines besseren belehrt. Es ist viel cooler. In bester Drittklässler-Manier regeln wahre Männer ihre Konflikte nämlich mit... ARMDRÜCKEN!!!
So wie es aussieht ist Lincoln Hawk nämlich der König der Hinterzimmer-Armdrück-Trucker (Wusste auch nicht, dass diese Szene existiert...tut sie wahrscheinlich auch nicht, aber wen interessiert's.), und folglich smasht er den Smasher.
Und wie der Zufall es so will, betritt just in diesem Moment ein Panzer von einem Mann, der auf den Namen "Bull" Hurley hört, eben jene Kaschemme, in der sich unsere Miniproblemfamilie aufhält.
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Grosse Ereignisse werfen ihre massiven Schatten voraus. |
Michael sieht seinen Vater jetzt mit anderen Augen, er weiss nur noch nicht mit welchen. So besonders das erlebte Spektakel auch für ihn war, hält er seinen Vater immer noch für einen muskelbepackten Trucker-Hohlkopf. Wie sich herausstellt, hat sein Grossvater ihn auch mit schönen Lügengeschichten geimpft. Aber das sind alles keine Konflikte, die eine gemeinsame Nacht im Truck, und eine gepflegte Trainingsmontage am nächsten Morgen, nicht vergessen machen könnte.
Und schon sind wir an der nächsten Raststätte. Nun ist es an Michael seine Armdrückfähigkeiten zu erproben, und wenn man sich den Jungen ansieht, den Hawk als Gegner auswählt, wünscht man sich doch es würde um's Boxen gehen. Michael ist zwar ein Backpfeifengesicht, aber diese Visage eignet sich nur für einen Job im Radio. Aber seht selbst...
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"Ha, das war gar nicht mein Vater. Das war meine Mutter!" |
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"Ich habe deinen Vater eben gesehen. Von dem hast du also deine Hackfresse geerbt." |
Nach einer verlorenen ersten Runde und einer Inspirationsrede á la "Es ist egal, wie oft du zu Boden gehst. Wichtig ist, dass du immer wieder aufstehst!" (Ich weiss, ich bin im falschen Film, aber glaubt mir, der wahre Inhalt kommt auf's gleiche raus.), gewinnt der Kleine natürlich gegen die grössere Antlitz-Fehlkonstruktion die nächsten zwei Runden.
Was uns jetzt noch fehlt, in dieser Familiensaga, ist das Drama, und das folgt nun auf dem Fusse. Mutter überlebt die Operation nicht und Vater und Sohn kommen natürlich zu spät, um sie wenigstens noch ein letztes mal zu sehen. Der Schuldige ist schnell gefunden und nachdem Michael Lincoln unmissverständlich klar gemacht hat, dass er doch der Nichtsnutz ist, für den ihn alle halten, kehrt er zu seinem Opa zurück.
Lincolns leichte Überreaktion auf die neue Situation hilft da auch nicht gerade. Gut, Opa hat zwischendurch ein paar mal versucht den kleinen von Schergen entführen zu lassen, aber deswegen mit dem Truck direkt in die Eingangshalle von Cutlers Villa zu crashen ist dann wohl eher kontraproduktiv. Michael ist nicht überzeugt und Lincoln landet im Knast. Die Gunst dieser Stunde nutzt der Grossvater natürlich und lässt seine rechtlichen und pecuniären Muskeln spielen. Soll heissen, Opa lässt die Klage fallen, wenn Lincoln das Sorgerecht abtritt. Lincoln muss sich darauf einlassen, denn schliesslich steht ja noch der grosse Wettkampf in Las Vegas an, und wenn er sein Leben schon nicht für seinen Sohn neu beginnen kann, dann wenigstens für sich selbst.
Lincoln fährt nach Las Vegas, verkauft seinen Truck, um auf sich selbst zu wetten (Na, wenn das mal gut geht.), und stellt sich den anderen bedrohlichen, durchtrainierten Top-Athleten.
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...und die durchtrainierten Top-Athleten. |
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Die bedrohlichen... |
Währenddessen findet Sohnemann in einer Kommode unzählige Briefe, die sein Vater ihm in den Jahren der Abwesenheit geschickt hat, die aber alle, vom treu sorgenden Grossvater, abgefangen wurden. Das ändert natürlich alles. Michael schmeisst sich in sein bestes Las Vegas-Outfit, wenn Las Vegas die Hauptstadt des Golfens wäre, klaut Opas Pick-Up und macht sich auf den Weg seinen Vater beim Kampf David-Lincoln gegen Goliath-Bull zu unterstützen (Na, dass es soweit kommen wird, war doch eh klar, oder?).
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Muskelmänner, die sich mit Unmengen von Babyöl einschmieren findet man am häugigsten... a)...auf türkischen Volksfesten. b)...im Darkroom. c)...in Stallone-Filmen. |
Ich finde...
...es immer schwierig Filme, die man als Kind grossartig fand, mit dem Abstand des fortgeschrittenen Alters, zu bewerten. Natürlich ist der Film ein Produkt seiner Zeit. Das zeigt sich in jedem Bild, jeder Einblendung, jedem Song und jeder Klamotte. Er folgt einer, bis zum erbrechen ausgereizten, Schablone der Underdog-Story mit privaten Hintergrundproblemen. Es lässt sich fast zu jeder Szene eine vergleichbare Szene der Rocky-Saga heranziehen.Dennoch folgt hier mal wieder ein grosses ABER! Der Film nimmt eine Ausnahmestellung in der Filmgeschichte ein. Fast jeder denkbare Sport hat bisher mehr als eine filmische Behandlung erfahren, aber "Over the Top" ist, soweit ich weiss, der einzige, der Arm-Wrestling zum Thema hat. Die Tatsache, dass der Film es schafft, einen "Sport", bei dem zwei Parteien an einem Tisch stehen und versuchen sich gegenseitig die Arme niederzuringen, spannend einzufangen, kann sich Regisseur Menahem Golan dick auf die Fahnen schreiben. Die Stallone-Underdog-Schablone war damals auch noch nicht so ausgereizt und...die Schauspieler machen ihren Job gut. Sie kriegen nicht besonders viel mit auf den Weg, aber sie machen das beste daraus.
Der leider viel zu früh verstorbene Rick Zumwalt bringt nicht nur eine enorme physische Präsenz mit, sondern gestaltet seinen "Bull" Hurley zuweilen wie ein Tier. Er reisst die Augen auf, brüllt und grunzt sich durch den Wettkampf, das es eine Wonne ist. Ich hatte als Kind richtig Angst vor dem Kerl und jeder meiner Altersgenossen kennt "Bull" Hurley.
Robert Loggia braucht eine Szene bis wir ihn hassen. Der Mann ist ein verdienter Profi und spielt dankenswerterweise nicht im Autopilotmodus, wie viele seiner Kollegen, die in Filmen unter ihrem Niveau spielen, das oft tun.
Auf David Mendenhall, der Slys Sohn spielt, wurde über die Jahre übel rungehackt. Er bekam in dem Jahr sogar die goldene Himbeere verliehen. Ich finde zu unrecht. Es stimmt, das die meisten Kinderdarsteller unerträglich Nervbacken und häufig Nichtskönner sind. In diesem Fall soll das aber auch so sein, zumindest was die Nervbacke angeht. Michael Cutler ist ein verwöhnter, verweichlichter, besserwisserischer und vor allem, pubertierender Rotzlöffel. Mendenhall erfüllt das mit Bravour. Man möchte ihn manchmal einfach nur schlagen und leidet aber auch mit ihm, als beispielsweise seine Mutter stirbt. Der Junge konnte was, nur leider keine Karriere darauf aufbauen.
Und Sylvester Stallone ist Sylvester Stallone. Er weiss, dass er Sylvester Stallone ist und das seine Fans Sylvester Stallone sehen wollen. Er wird immer Sylvester Stallone sein. Und das ist auch gut so.
Er hat selber gesagt, dass er dieses ganze "sich-in-den-Charakter-hineinfühlen" nie verstanden hat und auch nicht kann. Trotzdem finde ich, er stellt sein Licht ein wenig unter den Scheffel. Er wird nie ein Gary Oldman oder Marlon Brando sein (Bis auf das genuschel vielleicht.), aber ich sehe es Sly an, wenn Sly sich schämt, verwirrt, verzweifelt oder wütend ist, und das ist mehr, als ich von Betonfressen wie Schwarzenegger, Seagal oder Norris behaupten kann. Ich bin einfach ein Fan und der Meinung, unter den ganzen reinen Action-Nasen ist er nicht der unbegabteste, egal was seine Razzie-Rekorde behaupten.
"Over the Top" ist ein Unikum. Der Film ist ein schönes Zeitzeugnis, mit einem tollen Soundtrack, das einem den Sonntagnachmittag versüssen kann.
Stallone hat sich über die Jahre selbst zur Kunstfigur erhoben, da er sich auch selber nie wirklich ernst genommen hat, wie ja auch "The Expendables" eindrucksvoll beweist.
Vor allem ist der Mann clever, mit dem Gespür für den richtigen Zeitpunkt. Wer hätte es sonst geschafft, die ganzen abgehalfterten Action-Helden, auch für die neue Generation, wieder cool werden zu lassen.
Ich lebe jedenfalls in einem dualen Action-Gott System. Ich huldige dem allmächtigen Sly UND dem geduldigen Dolph!!!
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