a.k.a. Rosencrantz & Guildenstern are dead
Der Film:Zwei Männer sind auf dem Weg nach Helsingör zum Königshof. Sie wissen, dass sie Rosenkranz und Güldenstern sind, und dass der König sie persönlich bestellt hat, weil irgendetwas mit ihrem alten Freund Hamlet los ist.
Was sie nicht wissen, ist, wer von beiden eigentlich wer ist, und woher sie diesen Hamlet überhaupt nochmal kennen. Aber egal, der König selbst hat gerufen, also wird's wohl wichtig sein.
Als ob die oben genannten Fragen nicht schon grundlegend genug wären, ergeben sich auf ihrem Weg immer weitere, welche nach Klärung verlangen. Mit Hilfe der Schauspieltruppe, die ebenfalls auf dem Weg zum Schloss ist, des Königs Claudius, Polonius und natürlich ihres Freundes Hamlet selbst, und durch Rollenspiele untereinander, versuchen die beiden herauszufinden, warum man ausgerechnet sie gerufen hat, ob Hamlet durchgeknallt ist oder nicht, was auf Helsingör passiert ist, während Rosenkranz zufällig den Burger erfindet und das Gesetz der Verdrängung entdeckt, ohne es zu merken, und wann eigentlich genau der Punkt war, als sie einfach hätten 'Nein' sagen können.
Ich finde...
...dieser Film hätte eigentlich ein langes Review verdient, aber das wäre nicht möglich gewesen, ohne einfach zu viel vorweg zu nehmen. Tom Stoppard hat sich, mitte der Sechziger, der Frage gewidmet, welche Funktion haben eigentlich die Charaktere Rosenkranz und Güldenstern in Shakespeares Stück "Hamlet"? Man weiss nur, dass sie mit Hamlet studiert haben, dass sie nie anwesend sind wenn etwas wichtiges passiert, sie nicht sagen können, ob Hamlet wahnsinnig ist oder nicht und auch sonst eigentlich nichts zu Stande bringen. Stoppard entschied sich, ein Bühnenstück aus diesen fragmentarischen Fakten zu machen, welches 1966 Premiere feierte und nur 24 Jahre später verfilmt wurde. Stoppard führte dabei selbst Regie und steuerte das Drehbuch bei, da er, nach eigener Aussage, der einzige war, der dem Stück mit dem angebrachten mangelnden Respekt begegnen konnte.
Er hätte auch kaum ein besseres Duo für die Hauptrollen bekommen können, als Gary Oldman und Tim Roth. Es ist einfach toll, wie die beiden sich die Dialogwitz-Bälle im Eiltempo zuwerfen, ohne dass es auch nur eine Sekunde langweilig wird.
Oldman, der sowieso eines meiner absoluten Vorbilder ist, spielt seinen Rosenkranz (oder Güldenstern. So richtig klar wird das eigentlich nie) absolut liebenswert. Er ist nicht dumm, aber er braucht halt immer ein bisschen länger. Seine Rolle bietet auch Gelegenheit für einige Slapstick-Einlagen, welche einen besonderen Reiz haben, wenn man Oldman sonst vielleicht nur als Sirius Black oder Comissioner Gordon kennt. Tim Roth ist sein perfekter Konterpart und auch Iain Glen spielt seinen Hamlet so entrückt, dass man Rosenkranz und Güldenstern sofort verzeiht, dass sie mit der Situation überfordert sind.
Kurzum, ich bin restlos begeistert von diesem Werk. Die grundlegende Idee ist unglaublich interessant, die Dialoge sind messerscharf, schnell und von einem Witz, den man heute leider nicht mehr allzu oft präsentiert bekommt. Shakespeare hätte sich gefreut. Schauspielerisch ist der Film sowieso eine Lehrstunde von allen Beteiligten und ganz besonders von den drei oben genannten.
Wer keine Angst vor dialoglastigen Filmen hat, herausragende Schauspieler zu schätzen weiss und sich darüber bewusst ist, dass feinsinniger Humor eben nicht auf Privatsendern statt findet, sollte diesen Film gesehen haben. Man sollte seinen "Hamlet" allerdings gelesen haben, sonst wird's vielleicht etwas konfus.
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