Dienstag, 2. Juli 2013

Leichen pflastern seinen Weg (Il Grande Silenzio) 1968












 

Cast:

Jean-Louis Trintignant.....Silenzio / Silence
Klaus Kinski..................Tigrero / Loco
Frank Wolff...................Sheriff Burnett
Luigi Pistilli.....................Pollicut
Vonetta McGee..............Pauline
Mario Brega....................Martin
Carlo D'Angelo................Gouverneur
Marisa Merlini..................Regine

Regie: Sergio Corbucci


Einleitung:

Ich bin erst vor kurzem in den Genuss gekommen, mir Tarantinos neuestes Werk "Django Unchained" auf der grossen Leinwand ansehen zu dürfen. Spät, dafür aber auch nur für 2,50 €.
"Inglourious Basterds" war für mich eher enttäuschend. Der Einzige, der mich bei der Stange gehalten hat, war natürlich Christoph Waltz. An ihm kommt man im Moment nicht vorbei und das auch absolut zurecht. Der Mann ist ein grossartiger Schauspieler und er darf in "Inglourious Basterds" Diane Krüger mit blossen Händen erwürgen. Wer hätte da nicht gerne mit ihm getauscht?
"Django Unchained" hingegen, ist mal wieder ein Volltreffer, zumindest für mich, und Waltz ist auch wieder an Bord. Was will man mehr?
Obwohl ich kein besonders grosser Western-Fan bin, gibt es doch so einige, die man gesehen haben sollte, die auch einfach herausragend sind.
Sergio Corbuccis "Django", bei dem Tarantino sich z.B. den Namen ausborgte, gehört sicherlich dazu. Der Film war revolutionär, durch den gewaltgrad, seine Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus, und natürlich den ikonischen Sarg, den Franco Nero hinter sich her zieht, um nur einiges zu nennen.

Diesen Film jetzt zu besprechen, wäre naheliegend! Zu naheliegend!
Daher habe ich mich für ein anderes Werk von Sergio Corbucci entschieden, das, zu Unrecht, im Vergleich zu "Django" ein Schattendasein fristet.
"Il Grande Silenzio", so der Originaltitel, ist ebenso innovativ und hat zudem noch einen kleinen Bonus.
So wie Quentin Tarantino seine Filme mit Christoph Waltz, einem der besten deutschsprachigen Schauspieler veredelt (natürlich darf sich Deutschland über seine Oscar-Erfolge freuen, aber, nicht vergessen, der Mann ist immer noch Österreicher), hat Corbucci den wohl besten deutschen Schauspieler überhaupt:
Klaus Kinski!!!

Dann kommen wir jetzt endlich zum Film. Diesmal gibt es auch ein paar Screenshots!


Inhalt:

Das erste. was wir zu sehen bekommen ist Weiß! (Keine Sorge. Ich fange jetzt nicht an "Ich sehe was, was du nicht siehst!" zu spielen. Ich meine einfach nur die Farbe Weiß. Wir sehen einen weißen Bildschirm.) Warum sehen wir Weiß? Genau. Der ganze Film spielt im Winter und daher im knietiefen Schnee! (Das war neu damals. bis dahin spielten alle Western in staubigen Landschaften. Schon in "Django" liess Corbucci den Titelhelden seinen Sarg durch matschige Strassen schleifen. Ein Mann der Innovation, wie schon erwähnt!)
Ein einsamer Reiter treibt sein Pferd behutsam durch das Schneegestöber, während ihm vier Pistoleros, mit verschlagenen Visagen, hinter Baum und Strauch auflauern. Wir können uns also schon ungefähr vorstellen, wie das Verhältnis von Gut und Böse sich hier aufteilt.
Sie springen aus ihren Verstecken und obwohl sie zuerst ziehen, schiesst unser Reiter einfach schneller und erledigt drei der Schergen ohne viel Mühe. Der vierte, der erst jetzt hinter seinem Busch hervorlugt (Feigling!), fängt sofort an zu betteln: "Ich ergebe mich! Bitte Silenzio, töte mich nicht!!" (sag' ich doch, Feigling!). Da man ja jetzt, auch im Wilden Westen, einen unbewaffneten Mann eher ungern meuchelt, Strafe für Auflauern mit Mordabsichten aber sein muss, entschliesst sich unser Reiter dafür zu sorgen, daß die Gangster-Visage nicht mehr von seinen Schusswaffen Gebrauch machen kann. Doppel-Peng und schon sind die Daumen ab. 
Pflaumen schütteln ist jetzt auch nicht mehr!
Während der fingermässig Beeinträchtigte nun versucht sich für den Verlust seiner Däumchen zu rächen, indem er doch noch versucht, seinen Colt zu ziehen (was irgendwie witzig aussieht. Als ob ein Europäer zum ersten mal mit Stäbchen isst.), ertönt aus der Ferne ein Schuss. Der Daumenlose segnet doch noch das Zeitliche, und über den nahegelegenen Hügel marschiert eine Truppe ruppig aussehender, aber offensichtlich gutmütiger, Haufen Vogelfreier, wie wir schon bald erfahren.
Sie erklären dem Reiter, dass sie sich in die Berge zurückziehen mussten, da die städtische Bank von Snow Hill (ok, bei den Städtenamen ist es mit der Innovation nicht soweit her!) fast alle in den Ruin getrieben hat, sie ihr essen stehlen mussten und dafür zum Abschuss freigegeben wurden. 
Das alles hat dazu geführt, dass Snow Hill jetzt das Mekka der Kopfgeldjäger ist!
Meister Daumenlos und die anderen drei, die gerade in den Schnee bluten, waren eben solche.
Der Anführer der Bergmeute erklärt noch, dass die Regierung zwar eine Generalamnestie für die Bewohner von Snow Hill plant, aber solange die nicht in Kraft getreten ist, müssen sie sich weiter in den Bergen verschanzen und ihren Hunger, so gut wie möglich, stillen.
Und weil es in so einer Gemeinschaft immer einen Rotzlöffel geben muss, meldet sich der Jungspund zu Wort, der den Daumenlosen erledigt hat: "Du könntest dich wenigstens mal bedanken. Schliesslich haben wir dir das Leben gerettet!" Der einsame Reiter schweigt, was er den ganzen Film über tun wird, und reitet davon. Der Jungspund wird aber doch noch vom Herdenführer zurechtgewiesen: "Es wäre nicht nötig gewesen den Kopfgeldjäger zu töten. Ohne Daumen hätte er nie wieder einen Schuss abgeben können. So bestraft Silenzio böse Menschen. Ausserdem zieht er immer als zweiter. So tötet er nur aus Notwehr. Das ist seine Art!"
Der grosse Schweiger. Nein, nicht der!
Mit diesen Worten werden wir in den Vorspann entlassen!

Was haben wir aus diesem Prolog gelernt?
1. Der einsame Reiter heisst "Silenzio"! (oder Silence in der
    deutschen/englischen Synchro. Ich hab den Film aber im Original
    gesehen, und benutze auch die originalen Namen)

2. Sein Name ist Programm, und sein Ruf eilt ihm voraus!
    (Der Filmtitel bedeutet sowohl "Der grosse Schweigsame",
     als auch "Die grosse Stille")

3. Wer sich mit Silenzio anlegt, sollte sich vorher überlegen,
    wofür man Daumen so alles braucht!

4. Wenn Italiener das Wort "Bounty Killer" aussprechen, klingt das total putzig!


Machen wir weiter.
Nach dem Vorspann läuft der Rotzlöffel von vorhin nach Hause zu seiner Mutter, fällt ihr um den Hals, und bedankt sich, dass sie zwei Anwälte gefunden hat, die für seine Begnadigung sorgen sollen.
Die beiden sind auch schon anwesend, und der geneigte Zuschauer bemerkt sofort, daß der werten Frau Mama da wohl ein kleiner Fehler unterlaufen ist. Wenn der Erste der beiden schon nicht besonders vertrauenerweckend aussieht, könnte er natürlich Anwalt sein. Wenn der Zweite aber dann Klaus Kinski ist, dann schwinden die Chancen doch beträchtlich.
Kanzlei Psycho & Partner
Es kommt, was kommen muss. Der Junge wird begnadigt. Er muss nie wieder atmen. Die Leiche wird eingesackt und bei Mama wird sich entschuldigt, man mache ja nur seinen Job. Mein Mitleid hält sich in Grenzen, der Bursche hat eh genervt.








 
Sheriff "Knuffi" Burnett
Unterdessen werden wir in ein Büro der Regierung entführt wo wir
unseren zweiten Helden kennen lernen, Sheriff Burnett. Er ist ein knuffiger ehemaliger Soldat, im leicht fortgeschrittenem Alter. Er soll
in Snow Hill dafür sorgen, dass das Kopfgeldjägerproblem nicht überhand nimmt, jetzt, wo in Kürze die Amnestie in Kraft treten soll. Im ersten Moment kommt er etwas dümmlich und unterwürfig rüber, aber das wird sich ändern, und ausserdem soll er der zweitbeste Schütze des Landes sein. Er beteuert aber, daß er selber nie scharf darauf war, dem besten zu begegnen. Dennoch tritt er, pflichtbewusst, den Job an.

Wenn wir bisher noch nicht überzeugt waren, dass der Kinski 'ne fiese Möpp ist, dann sehen wir ihn jetzt einen Typen hinterm Pferd durch den Schnee schleifen der wimmert: "Halt an Tigrero! Ich schwöre, ich weiß nicht wo er ist!"  Er weiss es aber doch, plaudert es aus und wird dennoch von Tigrero erschossen. So gehört sich das, für 'nen richtigen Fiesmöppmann. In der Synchro hört der Klaus übrigens auf den namen "Loco", damit auch der letzte Depp kapiert, daß er nicht alle Steine auf der Schleuder hat. Und ausserdem muss in jedem Western irgendwer "Loco" heissen.

Derweil läuft Silenzio, rein zufällig, an der Beerdigung von Rotzebengel vorbei. Was gut ist, denn so kann sich seine Mutter an Silenzios Hals schmeissen und ihn anflehen den Mörder Tigrero, der auf dem Weg nach Snow Hill ist zu erledigen. Er nickt ein "wird-erledigt-Nicken" und macht sich auf den Weg zur Postkutsche nach Snow Hill. Im Vorbeigehen erledigt er noch Tigreros Kanzlei-Partner, der im örtlichen Saloon der Völlerei frönt. Hat ihm auch die Mama gesteckt, dass der da ist.
Tigrero hat indessen das Haus des eben Gesuchten erreicht, inklusive der Dame des Hauses. Jene ist eine Junge schwarze Frau und wird prompt als Geisel genommen, um ihren Ehemann aus seinem Versteck zu locken.
Nicht gerade Naomi Campbell, aber naja!
Gegen sein Versprechen ihn lebend gefangen zu nehmen, erschiesst Tigrero den jetzt nicht mehr versteckten und sagt seiner Frau, sie solle seine Leiche nicht beerdigen, sondern im Schnee einbuddeln, damit er schön frisch bleibt, bis er ihn mit der Postkutsche abholen kommt. Ökonomisch gedacht, Postkutschen sind eng, und stinkende Leichen werden da schnell als belästigend empfunden.
 ...mmmm, Postkutsche...das hab' ich doch schonmal geschrieben...
Tigrero jedenfalls verabschiedet sich mit dem, bei Kennern legendären, weil kontroversen, Satz: "Was sind das nur für Zeiten, in denen man für einen Schwarzen mehr Geld bekommt als für einen Weissen? Das habe ich nie verstanden!" bezogen auf das Kopfgeld des eben ermordeten.

Wir machen kurz eine Expressschaltung nach Snow Hill um ihnen Mr. Pollicut vorzustellen. Er ist der Chef der Bank, die die Snow Hillianer in den Ruin getrieben hat, und er lockt nun die Kopfgeldjäger in die Stadt, weil er an den Kopfgeldern mitverdient. Wie das genau funktioniert habe ich nicht verstanden, weil mein Gehirn sofort auf Testbild schaltet, wenn's um's Bankwesen geht. Jedenfalls ist Pollicut unser zweiter Bösmann, denn wir haben ja auch zwei Helden...ja, das wird wahrscheinlich der Grund sein.
Im Moment starrt er aber nur aus dem Fenster, weil er wissen will, ob der neue Sheriff schon angekommen ist.

Ist er noch nicht, denn Burnett reitet, mehr schlecht als recht, sein Hottehü durch den Schnee. Der Klepper ist wohl durch. Er darf sich aber auch bald zur Ruhe setzen, denn unsere Meute von Snow Hillbillies (das ich darauf nicht schon vorher gekommen bin) nimmt Burnett den Gaul, mit sanfter Waffengewalt, gerne ab. Während Burnett sich noch fragt, wie die ganze Bande auf einem einzigen Pferd reiten will, wird bei den Vertriebenen schon überlegt, was länger vorhält. Pferdebraten oder Pferdeeintopf? Der arme Sheriff Ex-Reiter muss jetzt natürlich sehen wie er weiter voran kommt.
Zu Fuss ist es nicht zu schaffen...ein geschlossenes Fortbewegungsmittel wäre schön...vielleicht etwas das regelmässig vorbei kommt...so was wie eine...mhmmm... Postkutsche!!!...Keine Ahnung wie ich jetzt darauf komme.

Die Neu-Witwe, die übrigens auf den Namen Pauline hört, hat ihren Mann doch beerdigt, die alte Revoluzzerin, und schwört Rache an Tigrero. Sie will den legendären Silenzio anheuern, denn: "Wo er war, bleibt nur Stille und Tod zurück!" Auch eine Möglichkeit zu seinem Spitznamen zu kommen. Ich gehe mal davon aus, dass nicht die werten Eltern, den Namen Silenzio ausgesucht haben.
Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber ich rieche eine Romanze.

Sheriff im Glück. Die Postkutsche kreuzt seinen Weg. Wer hätte das zu hoffen gewagt?
Und natürlich sitzt in der Kutsche schon der grosse Schweigsame. Nächste Station, Wells Fargo. Und wer wartet da wohl? Genau. Tigrero mit vier Portionen Tiefkühlmensch. Ein kurzer Disput über den korrekten Transport von Frischfleisch zwischen Sheriff und Kopfgeldjäger, Silenzio hat mal wieder nichts beizutragen, und endlich geht's auf nach Snow Hill, mit drei Gestalten an Bord, die noch nicht wissen, wie ihre Schicksale verflochten sind. Ich mag es schlauer als Filmcharaktere zu sein!
Die Fahrkarten bitte!!!!

In Snow Hill angkommen, macht sich Silenzio schnurstracks auf den Weg zu Pauline, die ihn einlässt, weil er eine Nachricht von ihr in der Hand hält. Wann und wie er die bekommen hat, hab ich wohl verpasst, aber natürlich bietet Pauline ihm eine Schlafstatt für die Nacht. Na! Immer noch kein Romanzengeruch?
In einem Flashback sehen wir nun auch den Grund für Silenzios Wortkargheit. Seine Eltern sind von Kopfgeldjägern getötet worden. Einer davon war Pollicut und um den überlebenden Jungen zum Schweigen zu bringen, schnitt man ihm die Kehle durch. Auch das überlebt er, aber der Traum vom Startenor war damit geplatzt.

Sheriff Burnett hat sich derweil unbeliebt gemacht, weil er Pollicut kein Kopfgeld an Tigrero ausbezahlen lassen will, bevor er die Identität der Leichen überprüft hat. Ausserdem fehlt eine Leiche, da Pauline ihren Mann ja doch begraben hat. Keine Leiche, kein Geld. Der Sheriff mutiert vom Knuffi zum ehrenhaften Gesetzesverfechter, der keine Angst vor grossen Tieren hat. Das gefällt mir.

Pollicut und Tigrero gegen Burnett!
Unfair? Juckt den Sheriff herzlich wenig.
Kurze Zeit später versucht Pauline ihr Haus an Pollicut zu verkaufen, denn Silenzio verlangt für seine Dienste 1000$. (So würde er quasi selber für die Ermordung seines besten Jägers bezahlen. Ganz schön frech!) Pollicut will das Haus aber nicht, er will lieber dunkles Fleisch. Pauline mag aber keine verbrecherischen Weissbrote. So landen wir im alten Erpressungsdilemma: Kein Sex, kein Geld! Pauline geht unverrichteter Dinge wieder nach Hause und erzählt Silenzio was passiert ist. Da sie nun kein Geld hat bietet sie ihm an, ihn freiwillig mit dem zu bezahlen, was Pollicut sich mit Gewalt nehmen wollte. Als sie sich umdreht ist unser Held bereits heldenhaftigst auf dem Weg, den Job unentgeltlich zu erledigen. Er meint wohl die Frau hätte jetzt genug gelitten, auch ohne, dass er nochmal über sie rutscht, oder so.
Silenzio findet Tigrero im örtlichen Saloon, wo dieser seine ganzen Freunde von der Bounty-Killer-High-School versammelt hat um die Snow Hillbillies auszurotten und nochmal richtig abzukassieren.
Silenzio versucht Tigrero zu provozieren, damit dieser zur Waffe greift und Silenzio mal wieder in Notwehr ballern kann. Der Blondschopf ist aber nicht ganz so blond, lässt sich die Waffe von seinen Kumpanen abschnallen und poliert Silenzio erstmal gepflegt die Fresse! Er rejustiert ihm so das Gesicht, dass dieser sich nur zu helfen weiss, indem er Tigrero mit einem Stück Brennholz einen Scheitel zieht. Ziemlich arm und unfair, finde nicht nur ich, sondern auch der Kopfgeldjäger und seine Posse. Die ziehen ihre Colts und werden alle von Silenzio ernotwehrt. Als Tigrero doch noch versucht Silenzio zu erschiessen, wird er von Sheriff Burnett abgehalten und sofort wegen versuchten hinterrückigen Mordes eingebuchtet. Pollicut will natürlich seinen Oberschnuckel sofort auslösen, aber der Sheriff lässt nicht mit sich handeln, sondern will Tigrero in einer Stadt, die mit T anfängt, der Gerechtigkeit in einem Hochsicherheitsknast übergeben (ich habe einfach vergessen, mir zu notieren, wie die Stadt hiess, ist aber auch nicht soo wichtig). "Knuffi" Burnett wächst mir langsam an's Herz!
Silenzio wurde bei der Schiesserei in die Schulter geschossen. Pauline verbindet die Wunde auf eine Art und Weise, die jeder Krankenschwester die Tränen in die Augen treiben würde. Ist aber auch egal, denn das geschieht nur als Aufhänger für das Unvermeidliche.
Am nächsten Morgen wird er immer noch
sein Hemd anhaben!
ts, ts, ts...
Eine Sexszene, die so heiss ist, dass ich nur noch denken konnte: "Man, der Trintignant hat aber zwei riesige Impfnarben am Arm. Ob's die im Wilden Westen schon gab?"

Bei der Überführung von Tigrero nach...öhm...T., gelingt es ihm zu fliehen. Dabei sorgt er dafür, dass Sheriff Burnett in einen nahegelegenen See einbricht und leider war das das letzte mal, dass wir Sheriff Burnett sehen. Ein leider unspektakulärer Tot für den einzigen wirklichen Sympathieträger des Films. Ich werde ihn vermissen.
Tigrero eilt in eine Hütte mitten im Nirgendwo und wird dort von weiteren Kopfgeldjägern erwartet. Anführer ist Bodo Schulz dessen Bruder Klaus Schulz im Saloon sein Ende fand (nein, ich habe mir das nicht ausgedacht, die heissen wirklich so! Vielleicht die bösen Stiefonkels von Dr. King Schulz?). Das kann dieser natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Also auf nach Snow Hill mit Gebrüll (ja, das meine ich wörtlich)!!!

Dort werden Silenzio und Pauline von Pollicut und einem Handlanger überwältigt. (tja, Sex macht nachlässig)
Pollicut versucht, vor Silenzios Augen, Pauline zu vergewaltigen, während der Handlanger die Hand des, sich wehrenden, Silenzio, auf der offenen Feuerstelle im Raum zu Holzkohle verarbeitet. Der kann sich doch befreien und revanchiert sich, indem er, auf gleicher Feuerstelle, das Gesicht des Handlangers zu einem "Burger gut durch" verarbeitet und Pollicut, mit dem besitzerlosen Gewehr des Burgers, über den Haufen ballert. Pauline konnte unterdessen bereits fliehen.

Tigreros Bande ist inzwischen in Snow Hill angekommen, auf der Suche nach Silenzio und auch die Snow Hillbillies sind inzwischen, von den Ereignissen in der Stadt, angelockt worden. Sie wollen natürlich bei dem Kampf gegen die Despoten dabei sein. Mit mässigem Erfolg, denn sie werden, samt Pauline, von Tigreros schwer bewaffneter Bande als Geisel genommen.

Silenzio ist nun gezwungen sich dem letzten Showdown mit Tigrero, und seinen Kollegen aus dem Schützenverein, zu stellen, um Pauline und die Snow Hillbillies zu retten.
Wir wissen ja alle wie das ausgeht...oder?...habe ich schon erwähnt, das Corbucci gerne neue Ideen ausprobiert, aber das müsst ihr schon selber sehen...


Ich finde...

...den Film einfach grossartig!!! Ich bin wirklich kein Western-Fan, aber wie Corbucci in diesem Film die Erwartung, mit einer fast schon schablonenhaften Handlung, schürt, um im letzten Moment eine völlig andere Route einzuschlagen, hat mir grossen Spass gemacht.
Die Wandlung von Sheriff Burnett, vom tumben Befehlsbefolger zum ehrlichen, furchtlosen und knallharten Taktiker, ist toll und macht ihn zum einzigen, wirklichen Sympathen, was auch an Frank Wolffs Schauspielkünsten liegt. Ihn nicht wieder "auferstehen" zu lassen, nachdem er im See einbricht, ist mutig aber konsequent.
Silenzio wird von Trintignant stoisch schweigend und überzeugend gespielt. Er ist nicht als Prototyp des Western-Helden gedacht und das ist auch gut so.
Er soll angeblich die Rolle, trotz vollem Zeitplans, angenommen haben, weil einer der Produzenten sein Freund ist. Bedingung war, daß er keinen Text lernen müsse. Böse Zungen behaupten sein französischer Akzent wäre zu stark gewesen, daher liess man ihn erstummen. Diese Version ist aber extrem zweifelhaft.
Auch Klaus Kinski spielt nicht seinen üblichen, unkontrollierten Bösewicht. Sein Tigrero ist zwar eiskalt, aber ein wortgewandter Stratege, der clever, überlegt und höchst manipulativ handelt. Kinski hat sich in so vielen Spaghetti-Western selbst verfeuert. Dieser ist definitiv einer seiner besten.
Und das Ende!!! Tja, das lässt einem den Kiefer auf den Boden fallen...

Schaut euch diesen Film an! Es lohnt sich!


Zensurinfo:

Die alte deutsche VHS-Version ist um 33 Sekunden gekürzt. Das betrifft alle Stellen, in denen das Blut mal etwas grosszügiger suppt. Die Restaurierte DVD-Version ist aber komplett ungeschnitten und bietet noch ein alternatives Ende, dass wohl für den japanischen Markt gedacht war. Is' aber 'n Scheiss-Ende!!!